Gefolterter Nachbar

Pawel P. tötete zusammen mit vier Freunden einen Nachbarn. Landgericht verhängt langjährige Haftstrafen

Im Jahr 2004 bekam die Gewalt in der Berliner Gropiusstadt neue Namen. Seit 1981 hieß sie nur Christiane F., nach der berühmten Drogenabhängigen. Pawel, Damian, Karol, Mateusz und Kamil kommen nun dazu. Pawel P. ist ein 19-jähriger Querschnittsgelähmter und polnischer Immigrant. Um seinen Nachbarn besser schlagen zu können, glitt er aus seinem Rollstuhl. Er hörte mit den Schlägen nicht auf, genauso wenig wie seine vier Freunde, ebenfalls Polen, die ihn besuchten. Sie fesselten den Nachbarn, den Sozialhilfeempfänger Erwin B., schlugen ihm die Brille von der Nase, traten von allen Seiten. Der Jüngste der fünf, 16 Jahre alt, folterte ihn am Ende mit zahllosen Messerstichen. Dann nahmen die Männer mit, was sie verkaufen konnten. Der 53-Jährige starb in seiner Wohnung.

„Das ist einfach so passiert“, sagte Pawel P. vor dem Landgericht, das gestern ein Urteil über ihn sprach. Eigentlich hatten sich Pawel P. und sein Opfer gut verstanden. Pawel hatte den Nachbarn einige Male besucht. Erwins erster Fehler aber war, Pawel von einem geschenkten Laptop zu erzählen. So kam Pawel auf die Idee, seinen Nachbarn mit Freunden zu besuchen, betrunken zu machen und zu bestehlen. Von diesem Plan wichen sie ab, als sie keinen Laptop fanden. Sie nahmen seine Kreditkarte und zwangen ihn, seine Geheimzahl zu verraten. Erwin B. gab ihnen eine falsche Nummer. Das war sein zweiter Fehler.

Irgendwer fing an zu schlagen, Gruppendynamik und Gewaltspirale nennen Psychologen das, was dann geschah. Die Staatsanwaltschaft hatte „lebenslang“ gefordert für den Ältesten, Damian K., hohe Jugendstrafen für die anderen. Damian K. ist nun zu 13 Jahren Haft verurteilt worden. Die anderen bekamen Jugendstrafen ab drei Jahren. „Der Mann musste sterben, weil er arm war“, begründete die Richterin das Urteil. MAD