MONIKA HOHLMEIER WIRD VON IHREN KONKURRENTEN IN DER CSU GEMOBBT
: Das System Stoiber

Es sieht wie eine Zeitenwende aus, was sich da gestern in München anbahnte: Nach ihrem Rücktritt vom Bezirksvorsitz der Münchner CSU ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Monika Hohlmeier auch ihren Posten als bayerische Kultusministerin räumen muss, und dann ist Realität, was man sich bis dahin kaum vorstellen konnte: Die bayerische Politik ist frei von der Familie Strauß.

Man mag aufatmen. Aber dieser Stoßseufzer käme zu früh. Es ist noch keineswegs sicher, dass Monika Hohlmeier sich im Zusammenhang mit dem Münchner Wahlskandal um gekaufte Mitglieder tatsächlich etwas vorzuwerfen hat – außer dass sie den verfluchten Posten der Bezirkschefin überhaupt erst angetreten hat. Denn hier stand sie, dem Vernehmen nach getrieben von Parteichef Edmund Stoiber, von Anfang an vor einer unlösbaren Aufgabe.

Die Münchner CSU als eine Ansammlung halbseidener Polit-Amigos zu bezeichnen wäre noch höflich. Hohlmeier sollte diesen Augiasstall im Auftrag Stoibers ausmisten. Eine mehr als unangenehme Aufgabe, an der sie nur scheitern konnte. Und selbst wenn sie es geschafft hätte, sich zu halten – spätestens nach einer gescheiterten Kandidatur gegen den überaus beliebten OB Christian Ude (SPD) wäre Hohlmeier angeschlagen gewesen.

Klar ist: Edmund Stoiber lässt keinen zu groß werden – und er ist zuständig für sämtliche Erfolge des Bayernlandes, völlig skandalfrei. Es darf vermutet werden, dass es Stoiber höchstselbst war, der sich die künftige Konkurrentin elegant vom Hals geschafft hat. Er, der als enger Strauß-Mitarbeiter groß geworden ist, gibt sich seit Jahren als konsequenter Saubermann. Da zählen auch alte Freundschaften wie jene zur Familie Strauß nichts mehr – vor allem dann nicht, wenn ihm die Verbindungen schaden könnten. So kann man also leider nicht von einer Zeitenwende sprechen in Bayern. Das System Strauß ist endgültig tot. Es war feudaler, größenwahnsinniger, auch gemütlicher als das heutige. Kalt, effizient und ohne Rücksicht auf Verluste regiert nun unangefochten ein anderes: das System Stoiber. STEFAN KUZMANY