Pause vor Schulbeginn

Am heutigen letzten Ferientag planen Lehrer Warnstreik für eine kürzere Arbeitszeit. Schulsenator: Schuljahr ist gut vorbereitet

von SUSANNE LANG
und RICHARD ROTHER

Die Schule hat noch nicht angefangen, aber die Lehrer streiken. Für heute, den Schuljahrvorbereitungstag, hat die Lehrergewerkschaft GEW die Berliner Pädagogen zu Warnstreiks und einer Protestdemo auf dem Alex aufgerufen. Damit wollen die Lehrer die Senkung ihrer Arbeitszeit durchsetzen, so wie sie im Berliner Tarifkompromiss für die anderen Arbeiter und Angestellten im öffentlichen Dienst vereinbart worden war.

„Immer noch werden die Lehrkräfte in Berlin doppelt bestraft“, begründet GEW-Geschäftsführer Udo Jeschal die Aktion. Der Senat verweigere die Rücknahme der Arbeitszeitverkürzung, gleichzeitig würden die Einkommen beträchtlich gekürzt. Dieses Sonderopfer werde man nicht hinnehmen. Schulsenator Klaus Böger (SPD) appellierte gestern hingegen an die rund 32.000 Lehrer, „ihren Ärger nicht an den Schülern auszulassen“.

Bislang hat der rot-rote Senat die zu Beginn des Jahres beschlossene Arbeitszeitverlängerung noch nicht zurückgenommen, weil dem Land die dann nötigen Neueinstellungen zu teuer sind. Einen Termin für das angestrebte Lösungsgespräch zwischen der GEW und dem Senat gibt es noch nicht.

Obwohl das neue Schuljahr mit Streiks beginnt, zeigte sich der Schulsenator optimistisch. „Das Schuljahr ist gut vorbereitet“, meinte Böger. Zum ersten Mal seit fünf Jahren ist mit 27.500 Schulanfängern die Zahl der Einschulungen gestiegen. Diesen Zuwachs bezeichnete Böger als das „Allererfreulichste“. Ebenfalls gestiegen ist der Anteil an Schülern nichtdeutscher Herkunftssprache. Er liegt mit 77.000 Schülern bei 23 Prozent. „Dies ist keine Bedrohung, sondern ein Begabungspotenzial, das gefördert werden muss“, betonte Böger. Insgesamt besuchen in diesem Jahr 331.000 Kinder 814 allgemeinbildende öffentliche Schulen.

Anders als bisher müssen sie ab diesem Jahr Bücher selber kaufen. Die Lernmittelfreiheit ist abgeschafft. Eltern müssen bis zu maximal 100 Euro pro Kind und Jahr beisteuern. Vorwürfe, dass zu wenig Bücher verfügbar seien und Chaos herrsche, wies der Senator zurück. „Es gibt lediglich Anlaufschwierigkeiten, wie bei jeder Neuerung.“

Bildungspolitisch wird das neue Schulgesetz im Mittelpunkt stehen. Nach der Sommerpause soll es im Parlament verabschiedet werden und nach Bögers Wunsch ab Februar 2004 in Kraft treten. Zu den Kernpunkten zählen: größere Eigenverantwortlichkeit von Schulen, die Einführung von Qualitätsstandards sowie einer flexiblen Schuleingangsphase, die Verkürzung der Schulzeit auf 12 Jahre und der Ausbau von Ganztagsangeboten an Grundschulen.