Libyen will für Lockerbie-Anschlag zahlen

Opferfamilien einigen sich mit Tripolis auf 2,7 Milliarden US-Dollar als Entschädigung für das Attentat von 1988

LONDON rtr ■ Fünfzehn Jahre nach dem Anschlag auf eine Pan-Am-Maschine über dem schottischen Ort Lockerbie hat Libyen sich mit den Angehörigen der 270 Todesopfer auf Entschädigungszahlungen in Höhe von 2,7 Milliarden Dollar (knapp 2,4 Milliarden Euro) geeinigt.

Wie die Anwälte der Angehörigen mitteilten, unterzeichneten sie mit den Vertretern Libyens in London nach einem elfstündigen Treffen eine entsprechende Vereinbarung. Es wurde erwartet, dass Libyen bis Freitag einen Brief an den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen schickt, in dem das Land explizit die Verantwortung für den Anschlag aus dem Jahr 1988 übernimmt. Nach dem von den USA und Großbritannien lang geforderten Schuldeingeständnis Libyens könnten die UN-Sanktionen gegen das Land in der kommenden Woche aufgehoben werden.

„Libyen und die Anwälte der Familien der Todesopfer haben eine Vereinbarung unterzeichnet, die vorsieht, ein Treuhandkonto bei der Bank for International Settlements einzurichten“, sagte der in Großbritannien ansässige algerische Anwalt Saad Djebbar. US-Anwalt Jim Kreindler, der in dem Fall viele Familien vertritt, sagte, er erwarte, dass Libyen die 2,7 Milliarden Dollar bald auf das Konto überweisen werde.

Bei dem Anschlag waren im Dezember 1988 alle 259 Insassen des Flugzeugs – zumeist US-Bürger – sowie 11 Bewohner von Lockerbie gestorben. Das Flugzeug war auf dem Flug von London nach New York durch einen Sprengsatz zum Absturz gebracht worden. Ein libyscher Geheimdienstagent war von einem schottischen Gericht in den Niederlanden 2001 der Tat für schuldig befunden und zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Der Einigung zufolge könnte Libyen für jedes der 270 Todesopfer 10 Millionen Dollar Entschädigung bezahlen. Die erste Zahlung von jeweils 4 Millionen würde nach dem Aufheben der UN-Sanktionen gegen das Land erfolgen. Eine zweite Zahlung in Höhe von 4 Millionen Dollar soll erfolgen, wenn die USA ihre eigenen Sanktionen gegen Libyen beenden. Weitere 2 Millionen Dollar sollen fließen, wenn die USA das Land von ihrer Liste der Staaten, die nach US-Einschätzung Terrorismus unterstützen, entfernen.

Sollten die USA diese Schritte nicht binnen acht Monaten nach Eingang der 2,7 Milliarden Dollar auf dem Treuhandkonto unternehmen, würden die Angehörigen insgesamt lediglich 5 Millionen Dollar erhalten. Das restliche Geld würde dann wieder an Libyen zurücküberwiesen.