Deutsche Bauern bekommen Hitzegeld

Wegen schlechter Ernte sichert Renate Künast den Landwirten finanzielle Hilfen zu. Auch Viehwirtschaft ist betroffen

Tomaten werdenbilliger, Pfirsicheteurer, der Wein wird einfach wunderbar

MÜNCHEN taz ■ Der heiße Sommer hat auf den Feldern große Schäden angerichtet. Da die Bauern mit starken Ernteeinbußen vor allem bei Getreide und einer schwachen Fleisch- und Milchproduktion rechnen, hat Landwirtschaftsministerin Renate Künast gestern finanzielle Hilfe zugesagt. Sie will nur den Bauern Hilfe gewähren, deren Existenz auf dem Spiel steht. Bis zu 30 Prozent der Verluste könnten mit einem Programm zwischen Bund und Ländern abgefedert werden. Verbraucher müssen sich nicht auf hohe Lebensmittelpreise oder leere Frische-Theken einstellen.

Der Bauernverband sprach gestern von einer „nationalen Katastrophe“. Vor allem in den östlichen Bundesgebieten und in Bayern und Baden-Württemberg sei es zu verheerenden Ernteausfällen gekommen. Bis zu 15.000 Betriebe seien gefährdet. Steuern und Abgaben müssten nun gestundet werden, forderte der Verband von der Regierung. Zudem sollten die EU-Ausgleichszahlungen in den September vorgezogen werden. Laut dem Verband müssten 100 bis 150 Millionen Euro aus den europäischen Kassen fließen, um die Bauern zu retten.

Die Ernteerträge aller Getreidearten werden laut Bauernverband um etwa 16 Prozent niedriger liegen, als in den letzten Jahren. Und damit unter 40 Millionen Tonnen. Der Verbraucher merkt davon nichts. Abgesehen davon, dass das Mehl in Brötchen sowieso nur einen Cent ausmacht, können sich die Mühlen aus Importen versorgen. Das Futtergetreide hingegen wird knapp. Weil die Tiere zudem unter der Hitze gelitten haben, fallen Fleisch- und Milchproduktion schwach aus. Ob Steak und Joghurt teurer werden, ist noch nicht abzusehen.

Hingegen wächst und gedeiht das deutsche Gemüse. Die Gemüsepreise liegen sogar unter dem Fünfjahresdurchschnitt, weil Gemüse auf bewässerten Feldern angebaut werde.

Anders beim Obst: Das ist und bleibt teuer. Besonders die Baumobsternte ist vom diesjährigen Klimachaos betroffen. So werde die Apfelernte europaweit um 11 Prozent geringer ausfallen als 2002, die Preise werden daher etwas anziehen. Aber Apfelfans müssen nicht Trübsal blasen: denn die deutsche Apfelernte bekam vom Bauernverband gute Prognosen: die Erntemengen seien gut und die Preise stabil. Teuer bleiben auch Nektarinen und Pfirsiche bis zum Saisonende, so die ZMP. Denn Frühjahrsfröste haben im europäischen Süden viele Blüten zerstört. Der spanische Bauernverband berichtet zudem von 10 Prozent Einbußen bei der Zitrusfruchternte.

Auch die Hopfenernte ist schlecht, weil der Hopfen feuchtwarme Witterung liebt. Die Bauern in der Hallertau rechnen mit über 50 Prozent Ernteeinbußen. Allerdings müsse man keine Bierengpässe fürchten, so Walter König vom Bayerischen Brauerbund: Die Hopfenlager seien noch gut gefüllt.

Champagnerlaune herrscht derzeit bei den Weinliebhabern: Die deutsche Weinernte 2003 soll ausgezeichnet werden. In vielen Regionen wird sie dieses Jahr zwei Wochen früher beginnen. Denn die Hitze hat die Trauben voller und süßer gemacht und sie mit intensiveren Aromen ausgestattet. Auch in Italien, Frankreich und Österreich rechnet man mit einem Jahrhundertjahrgang. Die Lese soll am 20. September beginnen. Regengüsse und gefräßige Wespen könnten den Weinbauern die gute Laune allerdings immer noch vermiesen. KATHRIN BURGER