Abzug der Rebellen

Der Hafen von Liberias Hauptstadt Monrovia ist in den Händender Friedenstruppen. 200 US-Marineinfanteristen eingetroffen

MONROVIA ap ■ Nach zweimonatiger Belagerung haben sich die Rebellen in Liberia aus der Hauptstadt Monrovia zurückgezogen. Gestern Mittag übergaben sie die Kontrolle über den Hafen und die angrenzenden Stadtteile an die westafrikanischen und amerikanischen Friedenstruppen. Mit einem Handschlag auf der wochenlang umkämpften Neuen Brücke am Hafen besiegelten der Stabschef der Rebellen, Abdulla Sheriff, und US-Botschafter John Blaney die Übergabe.

Die Rebellen zogen sich nach Norden hinter den Fluss Po zurück, die neu vereinbarte Grenze außerhalb der Stadt. Sie schleppten Säcke voller Getreide und andere Güter aus dem Hafen mit, wo die Vorratslager internationaler Hilfsorganisationen stehen. Die Soldaten der westafrikanischen Friedenstruppe (Ecomil) mussten die Bevölkerung auf der früheren Regierungsseite daran hindern, die Brücke zu stürmen, um in die Lagerhallen zu gelangen. Auf der bislang von den Rebellen kontrollierten Seite versammelten sich ebenfalls Tausende von Menschen und riefen: „Wir wollen Frieden!“

Kurz vor der Übergabe des Hafens waren Dutzende US-Marineinfanteristen in der Hauptstadt Monrovia gelandet. Insgesamt sollten gestern 200 amerikanische Soldaten eintreffen und als „schnelle Reaktionstruppe“ die humanitäre Versorgung der Bevölkerung schützen, teilte ein US-Militärsprecher in Monrovia mit.

Mit dem Rücktritt von Präsident Charles Taylor, der sich am Montag internationalem Druck beugte und ins Exil ging, wurde eine zentrale Forderung der Rebellen erfüllt. Als weitere Bedingung für die Freigabe des Hafens hatten sie verlangt, die westafrikanische Friedenstruppe müsse zuvor in der ganzen Stadt Stellung beziehen. Die Rebellen wollen damit verhindern, dass die liberianischen Regierungstruppen die Kontrolle über den Hafen zurückbekommen. Sie unterstehen jetzt dem neuen Präsidenten Moses Blah, Taylors bisherigem Stellvertreter und langjährigem Vertrauten. Er soll die Macht im Oktober an eine Übergangsregierung abgeben, die Liberia zu freien Wahlen führen soll.