Wege zur Hilfe

Sita S. wurde 1974 in Köln geboren. Ihre Mutter stammt aus dem Hippieparadies Goa, ihr Vater aus dem Arbeiterparadies Köln-Sülz. „Zwischen den Kulturen“ hat sie sich nach eigener Aussage nie gefühlt. Schritte und Gesten des Bharat Natyam, des indischen Tempeltanzes, die sie als Kind gelernt hat, integrierte Sita schon lange vor Punjabi MC in die deutsche Popkultur. Hat sie in Indien auch nach Wurzeln ihrer Familie gesucht? „So ein Quatsch.“ Doch die Reisen, die sie schon in ihrer Kindheit nach Indien unternahm, hätten ihr schon geholfen, anfängliche Frustrationen besser zu verkraften.

Lange bevor unsere Geschichte beginnt, hat Sita mit der Vorbereitung ihres Sabbaticals angefangen. Besonders hilfreich war dabei www.idealist.org, eine internationale Datenbank mit 35.000 Einträgen von Organisationen aus 165 Ländern. Idealist klärt viele Fragen rund um die Nonprofitkarriere, auch durch einen Chatroom. Die Idealisten vergeben Zertifizierungen an ausgewählte Hilfsorganisationen. Viele andere Datenbanken linken nur auf Organisationen, prüfen deren Inhalte aber nicht. Weswegen man Gefahr läuft, eine Pauschalreise allinclusive zu buchen, ehe man sich versieht.

Das International Year of Volunteer, das im Jahr 2001 von den Vereinten Nationen ausgerufen wurde, folgte der Forderung nach mehr Vernetzung unter Organisationen und Helfern. Mehr zu den politischen Hintergründen auf www.worldvolunteerweb.org. Um auf die Schwierigkeiten bei der Suche nach einer Organisation zu reagieren, setzt CRY, die renommierteste Hilfsorganisation Indiens, im Jahr 2003 einen ihrer Schwerpunkte auf die Arbeit von Freiwilligen. Unter www.cry.org stellt sie die von ihr betreuten Organisationen vor und bietet Beratung für Menschen, die in den Bereichen Schul- und Berufsausbildung, physischer und psychischer Gesundheit sowie Einkommenssicherung und kommunale Selbsthilfe arbeiten wollen.

Nebenbei unterrichtete sie Fischerkinder in Englisch und engagierte sich in einem Heim für „mental gefährdete Männer“. Zum Abschied schenkte sie den Herren eine Milchkuh, die man ihr zu Ehren Sita nannte. Als der Monsun in Indien einsetzte, kehrte Sita nach Köln zurück. Seitdem arbeitet sie unter der Woche auch wieder in der Unternehmungsberatung und schläft gelegentlich auf Barhockern ein. Am Wochenende führt sie Auswahlinterviews mit potenziellen Freiwilligen, die für die Relief Foundation arbeiten möchten. Eine Lösung für ihre „work-life balance“ hat sie noch nicht gefunden. JUL