Lunatic-Festival: „Da muss ich weinen“
„Is this the Luneburger Heide? I thought it‘d be more green!“ Die Frage von Moderator Ladyboy war durchaus berechtigt. Denn am letzten Samstag gab es in Lüneburg statt Heide Asphalt und statt Grün jede Menge Orange – als auffälliges Markenzeichen der Lunauten, der Veranstalter des ersten „Lunatic“-Festivals.
„Ich habe eine Gänsehaut“, hatte Hauptorganisator Thore Debor gestanden, kurz bevor es Punkt 14 Uhr auf dem zum Open-Air-Gelände umfunktionierten Uni-Parkplatz losging. Doch dazu bestand kein Anlass. Die Opener Rodeo Five heizten den ersten Gästen mit ihren harten Gitarrenriffs und wummernden Bässen ein, und Der Fall Böse hatte danach sichtlich Spaß, auch vor kleinem Publikum zu spielen. Die HipHop-Beats und Reggae-Rhythmen passten gut zu den Sommergefühlen am ersten sonnigen Tag seit langem.
Spätestens bei Lax Alex Contrax kamen auch die Letzten aus dem Schatten gekrochen, um den aufputschenden Ska-Klängen nachzugeben, zu Posaunen und Trompeten wurde getanzt. Einmal durchatmen bei Beige GT und ihren angenehm ungewöhnlichen Rock-Pop-Punk-Elektro-Melodien, in der kaum genutzten Chill-Out-Lounge einen Kaffee holen und staunen: Ja, das ist tatsächlich Lüneburg.
Ein bisschen später bei den Puppetmastaz ging es mehr um Show als um Musik. Eine handvoll Puppen, dazu krachende Beats und unverständliche Raps, und knapp 700 Studenten waren in Ekstase. „Da musste ich echt weinen irgendwie“, sagte Veranstalter Debor, als er umguckte.
Gewinn haben die Lunauten mit dem Festival nicht gemacht, aber „es ging ja auch nicht ums Geld“, sagt Debor. Mehr als einmal durften sich die Lunauten hingegen anhören, dass das in Lüneburg „der geilste Tag“ seit langem war. Das macht Mut für die nächste Runde. Eine neue Gruppe von Studenten wird sich nächstes Semester an die Planung machen. Die Erwartungen sind groß, wie die Einträge ins Gästebuch zeigen: „Ich freue mich schon auf nächstes Jahr, wenn Tocotronic und Oasis kommen.“ Wäre ja immerhin möglich. Maren Albertsen
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