Der Liebeskranke kümmert sich nicht um Daten

Wenn sich der Computer einfach selbst ausschalten will, dann ist er von „Lovesan“ befallen. Aber der Virus lässt sich leicht austricksen. Eine Anleitung

BERLIN taz ■ Seit Montagnacht verbreitet sich der Computerwurm Lovesan über den Globus – doch er ist nicht mehr allein. Seit vorgestern geistert ein Bruder durchs Internet. Bereits 200.000 Computer von Privatnutzern sollen befallen sein. Auch Unternehmen gerieten in die Schusslinie, darunter eine der größten Banken Finnlands und eine asiatische Fluglinie.

Die Erschaffer von Lovesan und seinem noch namenlosen Nachfolger wollen Microsoft heute mit einem Distributed-Denial-of-Service(DDoS)-Angriff in die Knie zwingen. Die befallenen Rechner dienen dem Wurm als Wirt, Ziel sind die Microsoft-Download-Server, über die man die so genannten Patches beziehen kann, mit deren Installation man Sicherheitslöcher in Windows flicken kann, die Lovesan ausnutzt. Bei dem Angriff wird der Server mit sehr großen Datenmengen von vielen verschiedenen Rechnern aus attackiert. Bislang gingen Experten davon aus, dass Lovesan ausschließlich in die Betriebssysteme Microsoft Windows NT, 2000 und XP eindringen kann. Nach einem Bericht des Branchendienstes „heise online“ sollen jetzt auch Linux-Netzwerke betroffen sein. Besonders bei befallenen Windows-XP-Rechnern wird die Verbindung zum Internet immer wieder unterbrochen. Windows 98 und Windows ME sind nach Angaben des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik nicht gefährdet. „Lovesan zerstört zwar keine Daten, kann aber zu Computerabstürzen führen“, sagt Bülent Caliscan von der Hamburger Sicherheitsfirma HNST.

Kein Anwender muss tatenlos zusehen. Erscheint die Meldung zum Herunterfahren des Rechners, sollte der Benutzer im Windows-Startmenü auf Ausführen klicken. In dem dann folgenden kleinen Fenster mit Eingabezeile wird dann der Befehl „cmd“ eingegeben. Nach dem Klick auf „OK“ öffnet sich ein weiteres Fenster. Wenn man hier „shutdown -a“ in die Eingabezeile schreibt, lässt sich der Neustart des Computers verhindern.

Bereits vor dem Gang ins Internet muss die Firewall aktiviert werden. Beim Betriebssystem XP geht man hierfür über das Startmenü auf die Schaltfläche „Einstellung“, dann in die „Systemsteuerung“. Dort „Netzwerkverbindungen“ auswählen und mit einem Doppelklick die aktive Verbindung. Unter dem Menüpunkt „Eigenschaften“ erscheint ein Untermenü mit der Schaltfläche „Erweitert“. Dahinter verbirgt sich die Option „Internetverbindung-Firewall“, die aktiviert sein muss.

Windows NT und 2000 verfügen nicht über diesen Menüpunkt. Eine nachträglich installierte Firewall kann aber auch hier die Sicherheit erhöhen. Natürlich gilt für alle betroffenen Betriebssysteme, so schnell wie möglich das Sicherheits-Update www.microsoft.com herunterzuladen.

Abstürze und verminderte Geschwindigkeit sind Indizien für Lovesan-Befall. Symantec, Hersteller von Antivirussoftware, bietet auf www.symantec.com einen kostenlosen Virenscanner zum Download an. Damit soll sich der Wurm vertreiben lassen.ALEXANDER DLUZAK