Die Achse der Finsternis

Metropolen im Chaos: New York–Cleveland–Detroit–Toronto–Ottawa: Ein riesiger Blackout. 50 Millionen Menschen sind vom schlimmsten Stromausfall in der Geschichte des Kontinents betroffen. Vermutliche Ursache: das marode Versorgungssystem

NEW YORK dpa/ap/taz ■ Der bislang größte Stromausfall auf dem nordamerikanischen Kontinent hat den Nordosten der USA und weite Teile Kanadas für mehr als 18 Stunden lahm gelegt. In New York blieben tausende Menschen in U-Bahnen und Aufzügen stecken, die drei Flughäfen der Stadt wurden zum Erliegen gebracht. Einige Pendler saßen stundenlang fest. Tausende strömten aus den Hochhäusern von Manhattan, nachdem sie schier endlose Treppen hinabgelaufen waren, und machten sich bei Temperaturen von über 30 Grad zu Fuß auf den Heimweg.

Neben sämtlichen Staaten an und nahe der Ostküste waren auch die weiter westlich gelegenen US-Staaten Michigan und Ohio sowie die kanadische Provinz Ontario betroffen. Überall brach der Verkehr zusammen, neun Atomkraftwerke wurden abgeschaltet. Auch die Telefonnetze funktionierten nur noch eingeschränkt. In Cleveland und Detroit legte der Stromausfall die Autoindustrie lahm. In der kanadischen Hauptstadt Ottawa zogen Jugendliche in der Dunkelheit randalierend durch die Straßen. Insgesamt blieb die Lage jedoch weitgehend ruhig. Erst im Laufe des Freitags gab es allmählich wieder Strom. In Frankfurt wurden gestern vier Flüge in die USA gestrichen, andere könnten sich bis zu 15 Stunden verspäten, erklärte die Lufthansa.

Der Blackout hatte nach Angaben der Netzbetreiber um 16.11 Uhr am Donnerstagnachmittag begonnen. Über 20 Elektrizitätswerke fielen in einem Dominoeffekt innerhalb von nur drei Minuten aus. Während sich die USA und Kanada gegenseitig die Schuld zuschoben, erklärten US-Politiker in der New York Times die Deregulierung des Strommarkts zur Ursache für den Ausfall. Seit der Deregulierung seien die Stromfirmen auf Gewinnmaximierung getrimmt. Dies verhindere, dass Netzbetreiber in ihre Kabelnetze investierten. GB

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