Freiburg statt Barca

Werder Bremen siegt dank seiner starken Abwehr vor dem überragenden Andreas Reinke erstmals seit September 1997 auf dem Betzenberg

aus KaiserslauternGÜNTER ROHRBACHER-LIST

„Für uns geht es in Kaiserslautern um alles“, hatte Werder-Manager Klaus Allofs vor dem Pokal-Halbfinale am Fastnachtsdienstag 2003 gesagt, das Werder nach einer indiskutablen Leistung mit 0:3 verlor. Dieses Mal, knapp ein halbes Jahr später, stand da ein glücklicher und entspannter Allofs, der angesichts des Traumstarts seiner Mannschaft erst einmal auf die Euphoriebremse trat: „Es muss in die Köpfe der Spieler und der Fans hinein, dass alle unsere Spiele schwer sind.“

Nun, schwer machten es sich die ganz in Weiß in Kaiserslautern angetretenen Bremer selbst. Sie trafen auf einen 1. FCK, dem all die Begeisterungsfähigkeit fehlte, die ihn noch im letzten März – in höchster Abstiegsgefahr – ausgezeichnet hatte. Noch als beide Mannschaften beim gegenseitigen Abtasten waren, verfehlten Valérien Ismaels Kopfball und Ailtons Schuss bei einer Überraschungsattacke knapp das Tor des Lauterer Ersatztorhüters Thomas Ernst. Danach kamen die starken Minuten von dessen Gegenüber Andreas Reinke, der von 1994 bis 2000 im FCK-Gehäuse stand. Der von den Pfälzer Zuschauern freundlich wie ein guter alter Bekannter begrüßte „Dicke“ parierte zuerst bravourös einen Schuss von Miroslav Klose und wehrte kurz darauf einen Ball von Marian Hristov mit seinen Fingerspitzen zur Ecke ab.

Vor dem fehlerfreien Reinke sorgten derweil Ismael, Baumann, Ernst und Staltieri für Ordnung im Bremer Abwehrspiel. Ümit Davala, der Türke aus Mannheim („Für mich ist es immer schön, in Kaiserslautern zu gewinnen“), glänzte und der spielintelligente Johan Micoud verteilte die Bälle nach Belieben. Fast zwangsläufig fiel dann auch in der 66. Minute das spielentscheidende Tor durch Micoud.

Danach versiebten Ailton, Charisteas und Fabian Ernst weitere Tormöglichkeiten, was Thomas Schaafs ersten Sieg als Werder-Trainer auf dem Betzenberg fast noch hätte gefährden können. „Wir haben uns das ja oft genug vorgenommen, hier zu punkten, und heute haben wir gut gespielt und verdient gewonnen“, freute der sich genauso wie sein Torhüter Reinke, der aber „keine Genugtuung“ empfand, an seinem alten Arbeitsplatz gewonnen und zu Null gespielt zu haben.

Der augenscheinlich während seines Spanien-Gastspiels noch cooler gewordene Mann aus Güstrow „will nur Fußball spielen, ein paar Jährchen noch gute Leistung bringen und mit Werder in einen europäischen Wettbewerb“. Was er mit seinem alten Club Real Murcia wohl nie hätte erreichen können. Und weshalb es gar nicht schlimm für ihn, sondern eine Ehre ist, wieder in der Bundesliga zu sein und Ende Oktober im Dreisamstadion gegen Freiburg zu spielen anstatt vor 80.000 Zuschauern im Nou Camp gegen Barcelona.