Saubere Blumen suchen Käufer

Wo Blumen für den deutschen Markt produziert werden, sind die Arbeitsbedingungen oft Menschen unwürdig. Es gibt aber auch fair gehandelte Pflanzen. Auch in Köln. Doch es mangelt an Bewusstsein

Von Christiane Martin

Arbeitszeiten von vierzehn bis sechzehn Stunden am Tag, Gesundheitsschäden durch den Einsatz von Pestiziden, Gewerkschaftsverbot, keine festen Verträge und Hungerlöhne für die Arbeiterinnen und Arbeiter sind gang und gäbe auf Blumenfarmen in Ländern wie Ecuador, Kolumbien, Kenia oder Simbabwe. Fast die Hälfte der in Köln sowie auch in ganz Deutschland verkauften Schnittblumen, vor allem Rosen und Nelken, kommen aus diesen Ländern.

Damit Blumen ungeteilte Freude schenken – bei den Menschen, die sie geschenkt bekommen genauso wie bei den Menschen, die sie produzieren – haben internationale Menschenrechtsorganisationen und Fachverbände des Blumenhandels vor sechs Jahren das Flower Label Program (FLP) gegründet. Inzwischen gehören knapp 60 Blumenfarmen in Afrika und Südamerika zum FLP und arbeiten kontrolliert nach strengen Richtlinien zum Schutz der Menschen und der Umwelt. Kinder- und Zwangsarbeit sind hier verboten. Es gibt Festverträge und Gewerkschaftsfreiheit. Hochgiftige Pflanzenschutzmittel sind von den Feldern verbannt.

Das Flower Label Program erreicht direkt 15.000 Blumenarbeiter. Das sind immerhin 30 Prozent der 200.000 Menschen, die in den erwähnten Ländern auf Blumenfarmen arbeiten. „Indirekt erreichen wir aber viel mehr. Die FLP-Farmen haben Vorbildcharakter und viele andere stellen um – auch ohne sich zunächst zertifizieren zu lassen“, sagt Silke Peters, Geschäftsführerin des Flower Label Program e.V. Das bedeutet, dass nicht jede Rose ohne FLP-Siegel zwangsläufig eine Rose aus menschenunwürdiger Produktion sein muss. Viele Blumenhändler haben die „sauberen“ Blumen in ihrem Angebot, ohne sie extra zu kennzeichnen. In Deutschlands Blumenläden gibt es deshalb mehr FLP-Blumen, als man tätsächlich auf den ersten Blick zur Kenntnis nimmt.

Die Zurückhaltung bei der Kennzeichnung hat verschiedene Gründe. „Der Handel sieht in der bewussten Vermarktung zertifizierter Blumen durchaus ein Marktpotenzial. Aber das Label ist schwer kommunizierbar“, sagt Henning Moeller, Hauptgeschäftsführer des Verbandes des Deutschen Blumen-Groß- und Importhandels. Blumensträuße enthielten häufig gelabelte und ungelabelte Blumen, was einige Kunden durchaus verwirre.

Der Geschäftsführer des Kölner Blumengroßhandels „Blütenpracht“ hingegen unterstellt sowohl Händlern als auch ihren Kunden schlicht mangelndes Bewusstsein. „Letztlich interessiert sich kaum einer für die Probleme der Blumenarbeiter“, meint Karlheinz Kröll. Er ist ein Pionier des fairen Blumenhandels.

Schon 1995 hatte Blumenfachmann Kröll ein eigenes Gütesiegel für kontrolliert angebaute und fair gehandelte Blumen. Heute hat der Kölner überwiegend Rosen im Angebot. Davon sind 60 Prozent FLP-zertifiziert. Für das Label müssen die Händler keinen Aufpreis zahlen. Trotzdem sind die FLP-Blumen oft teurer, weil sie auch qualitativ sehr hochwertig sind.

Liste der Kölner Blumenläden mit fair gehandelten Pflanzen im Internet unter www.flower-label-program.org