Im Labyrinth der virtuellen Stadt

Auf der Website www.berlin.de kann man finden, was man sucht. Vielleicht aber auch etwas ganz anderes. Die Struktur des offiziellen Hauptstadt-Auftritts im Netz ist eher unübersichtlich. Trotzdem konstatiert eine Umfrage „hohe Nutzerzufriedenheit“

VON VERENA HEYDENREICH

Suchanfragen auf der Website www.berlin.de können manchmal verwirren. Die Eingabe von „Klaus Wowereit“ in das entsprechende Fenster führt keineswegs auf direktestem Wege zu Informationen über den Regierenden Bürgermeister. An sechster Stelle etwa verweist sie auf den Internetauftritt von „Call a doc“. Einen Klaus gibt es da zwar auch, doch von Wowereit fehlt jede Spur, und mit Berlin hat das Ganze auch nichts zu tun.

Michael Donnermeyer, Sprecher des Senats und Chef des Berliner Presse- und Informationsamtes, ist trotzdem zufrieden. Gestern stellte er eine aktuelle Meinungsumfrage von Infratest dimap über berlin.de vor. Das Ergebnis: 87 Prozent der Nutzer finden, was sie suchen, und halten die gefundenen Infos auch fast immer für nützlich.

An Besuchern mangelt es im virtuellen Berlin jedenfalls nicht. Allein im Juni wurde die Seite 2 Millionen Mal angeklickt. 64 Prozent der Nutzer stammen aus Berlin, und auch beim restlichen Drittel handelt es sich überwiegend um Deutsche. Ausländische Nutzer machen nur 7 Prozent aus. Kein Wunder, denn das Angebot auf Englisch ist bei weitem nicht so umfangreich wie das deutschsprachige, und andere Sprachen fehlen ganz.

Gelungene Websites brauchen neben den entsprechenden Inhalten vor allem eine übersichtliche Struktur. Die Suchfunktion von berlin.de zeigt, dass hier noch einiges zu verbessern ist. Besonders Vielnutzer finden im extrem verzweigten Angebot nicht schnell genug, was sie brauchen. „Leute, die nur selten die Seite besuchen, kommen mit der Struktur gut zurecht“, so der Geschäftsführer von Infratest dimap, Richard Hilmer. „Häufige Nutzer wie Journalisten müssen sich dagegen mehrfach durchklicken um die gewünschten Infos zu finden.“

Auch Menschen mit geringerem Bildungsniveau werden mit berlin.de nicht glücklich. Die Nutzerstruktur ist geteilt: Fast drei Viertel haben Abitur oder Fachhochschulreife, der Rest mittlere Reife oder Hauptschulabschluss. „Das ist für den öffentlichen Bereich ein extremes Ergebnis“, sagt Hilmer. „Man sollte fragen, wie diese Gruppe besser erreicht werden kann.“ Auch bei den Jüngeren unter 20 Jahren schneidet der Netzauftritt eher mäßig ab. Ihr Fazit könnte man mit „zu trocken“ umschreiben.

Dennoch sind die Verantwortlichen insgesamt zufrieden. Der geplante Relaunch der Seite soll gering ausfallen. „Wir dürfen da nicht unvorsichtig rumfuhrwerken“, sagt Donnermeyer. Die genannten Probleme, so hofft er, können bis Ende des Jahres beseitigt werden.