Warten auf Freiheit

Am Abend wurde klar: Die Rückkehr der Sahara-Geiseln ist gescheitert. „Widrige Umstände“, hieß es aus dem Umfeld der malischen Vermittler

BAMAKO/GAO dpa/afp ■ Als gestern Abend der auf dem Flugplatz Gao in Mali bereitgestellte Bundeswehr-Airbus nach langem Warten außer Dienst gestellt wurde, war klar: Ein Rückflug der 14 Sahara-Geiseln nach Deutschland würde an diesem Tag nicht mehr ins Werk gesetzt.

Zuvor hatten die Spekulationen um die Befreiung der Verschleppten hohe Wellen geschlagen. Jeder Start und jeder Landevorgang weckte die Erwartung, dass es nun, nach sechs Monaten, so weit sein könnte mit der Übergabe der Sahara-Geiseln. Alles deutete darauf hin, dass die neun Deutschen, vier Schweizer und ein Holländer in Sicherheit sind, ihre Heimreise nur noch eine Frage der Zeit. Doch immer wieder wurden die Wartenden enttäuscht.

Die Hoffnung auf eine baldige Heimkehr der 14 verschleppten Urlauber war gestern so groß, weil der erfolgreiche Abschluss der Verhandlungen mit den Geiselnehmern von keiner Seite mehr bestritten wurde. Die Entführer hätten guten Willen gezeigt und legten der Freilassung der Geiseln keine Steine mehr in den Weg, sagte der malische Informationsminister Gaoussou Drabo.

Die Geiselnehmer, mutmaßliche Islamisten aus Algerien, hatten Lösegeld und freies Geleit in Mali verlangt. In ihrem eigenen Land befürchteten sie die Verfolgung durch die Behörden, nachdem algerische Militärkräfte im Mai eine erste Gruppe von Geiseln gewaltsam befreit hatten.

Der geplante Ablauf sah vor, die an unterschiedlichen Orten festgehaltenen Urlauber in der malischen Stadt Tessalit zu sammeln. Dort sollten sie mit einem malischen Militärflugzeug abgeholt und nach Gao gebracht werden. In der Wüstenstadt sollten sie von einer Transall-Maschine der Bundeswehr übernommen und in die Hauptstadt Bamako gebracht werden. Dort wartete der Gesandte des Auswärtigen Amtes, Jürgen Chrobog, um sie in einem Airbus nach Deutschland zu begleiten.

Das Warten war vergebens. Denn schon im ersten Anlauf hatte die Abholung der Geiseln in Tessalit am Sonntag nicht geklappt. „Widrige Umstände“, hieß es zur Erklärung aus dem Umfeld der malischen Vermittler.

„Ich garantiere, dass sie in Sicherheit sind und, wenn es Gott gefällt, sehr, sehr bald wieder bei ihren Familien sein werden“, versicherte ein Unterhändler. In der Obhut des Tuareg-Führers Iyad Ag Ghali, der im Auftrag der malischen Regierung mit den Kidnappern verhandelt hatte, befanden sich die Geiseln nach offiziellen Angaben indes noch nicht.

Welche widrigen Umstände die Heimkehr der Urlauber verzögerten, blieb zunächst Gegenstand von Spekulationen. Weder die Bundesregierung noch die malische Präsidentschaft wollten Genaueres sagen. Es sei eine „extrem schwierig zu handhabende Situation“, sagte Bundesaußenminister Joschka Fischer in Berlin. Ein Regierungssprecher sah das Geiseldrama „in der wichtigen Endphase“.