„Dort droht der Tod“

Ein Serbe sollte abgeschoben werden, obwohl seine Frau hochschwanger ist. Jetzt bekommt er Gnadenfrist

Zum Flughafen Schönefeld hatten sie ihn schon gebracht: Der Serbe Darko Georgievski sollte gestern nach abgelehntem Asylantrag in seine Heimat abgeschoben werden. Im letzten Moment wurde die Abschiebung storniert und Georgievski aus der Haft entlassen – aus Rücksicht auf seine Lebensgefährtin, die von ihm im siebten Monat schwanger ist.

Die letzten drei Wochen hatte der Serbe aus Protest gegen die drohende Abschiebung „die amtlich angebotene Nahrung“ verweigert – so der Amtsjargon. Doch seine dadurch stark angeschlagene Gesundheit war nicht der Grund für den jetzt gewährten Aufschub, der bis acht Monate nach der Geburt währt: „Das ist ein medizinischer Skandal“, sagte Christine Schmitz von der Initiative gegen Abschiebehaft. Seit dem 12. Juli lag Georgievski im JVA-Krankenhaus Moabit. „Ich habe es noch nie erlebt, dass jemand direkt aus dem JVA-Krankenhaus abgeschoben wurde“, so Schmitz. Jemand, der stationär behandelt wird, sei eigentlich haft- und transportunfähig.

Im November letzten Jahres hatten Georgievski und die seit sieben Jahren in Berlin lebende Lettin Jelena Svjatoha kirchlich geheiratet. Eine standesamtliche Trauung war nicht möglich, weil der Serbe seit seiner Flucht keinen Pass mehr hat.

„Er darf auf keinen Fall nach Serbien abgeschoben werden“, sagt seine Frau, „dort droht ihm im schlimmsten Fall der Tod.“ Nach eigenen Angaben arbeitete Georgievski im Kosovokrieg für die Spionageabwehr, desertierte und floh nach Deutschland. Hier lehnte das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge (BAFL) seinen Asylantrag ab. „Wir haben einen Asylfolgeantrag gestellt, der auch abgelehnt wurde“, berichtet seine Anwältin Emmi Gleim-Msemo. Vor vier Monaten kam Georgievski in das Köpenicker Abschiebegefängnis, wo er dann am 6. Juli einen Hungerstreik begann. FLORIAN HÖHNE