Einblick (12)

Gerwald Rockenschaub,Künstler

taz: Seit wann und warum leben Sie in Berlin?

Rockenschaub: Ich lebe seit dem Sommer 1999 in Berlin. Damals wollte ich, nachdem ich viele Jahre in Wien gelebt hatte, einfach wegziehen, da mir das Leben dort etwas zu bequem geworden war. Außerdem hatte ich durch meine verschiedensten Aktivitäten in der Kunst- und Clubszene so eine Art „Local Hero“-Status erreicht und ich wollte dieser Situation einfach entfliehen. Da kam damals für mich nur ein Umzug nach Berlin in Frage. Es gefiel mir hier während diverser beruflicher Aufenthalte immer sehr gut, da ich Berlin undefinierter, offener und härter als Wien empfand, und es ließ sich dann auch sehr leicht und schnell eine Wohnung finden. Ich halte Berlin noch immer für die sicher nicht schönste oder angenehmste, aber doch die interessanteste Stadt Europas und ich lebe und arbeite gerne hier.

Wie wichtig ist der Standort Berlin für Ihre Arbeit?

Durch das Netzwerk meiner international operierenden Galerien und auch dadurch, dass ich meine gesamten Arbeiten am Computer entwickle und fast immer am Ort der Ausstellung produzieren lasse, bin ich relativ standortunabhängig. Andererseits hat sich in den 4 Jahren, die ich mittlerweile hauptsächlich in Berlin lebe, meine Arbeit durch die Neuordnung der Lebensumstände und neue visuelle Eindrücke verändert und weiterentwickelt. Speziell die Konfrontation sowohl mit der alten als auch der neuen Architektur Berlins hat viele meiner Ausstellungsideen mitbeeinflusst. Ich meine damit nicht, dass ich alles, was hier rumsteht oder gebaut wird, so toll finde, aber ich halte vieles für interessant und animierend. Gerade meine letzten Ausstellungen waren stark raum- und architekturbezogene Interventionen, welche indirekt diese Einflüsse widerspiegelten.

Woran arbeiten Sie gerade?

Ich arbeite an Einzelausstellungen bei Hauser & Wirth & Presenhuber in Zürich, im MUMOK in Wien, diversen Objekten und Animationen für Gruppenausstellungen, einigen „Kunst am Bau“-Projekten und an einer CD.

Was wundert Sie in der Berliner Kunstlandschaft am meisten?

Mittlerweile wundert mich nichts mehr.