einigung bei daimler
: Schluss mit der Arbeitszeitdebatte

Auf einmal findet das Gros der deutschen Politik die bei DaimlerChrysler gefundene Tarifeinigung ganz toll. Aber: War da bis vor kurzem nicht was? Weniger Urlaubstage? Weniger Feiertage? 42-Stunden-Woche oder gar 50-Stunden-Woche? Plop – mit der Einigung beim zweitgrößten Autobauer Deutschlands haben sich all diese Vorschläge in Luft aufgelöst. Denn wenn das ausgehandelte Ergebnis zwischen den Pragmatikern bei DaimlerChrysler, also der Konzernspitze und dem Betriebsrat, eines gezeigt hat, dann dies: All diese Pauschalforderungen zeugen von geringer Kenntnis der wirtschaftlichen Sachlage – und von Ignoranz gegenüber den unterschiedlichen Bedingungen in den jeweiligen Betrieben.

KOMMENTAR VON THILO KNOTT

Aus der Tarifauseinandersetzung sind sowohl Unternehmen als auch Gewerkschaft als Sieger hervorgegangen. Allgemein wurde die Sozialpartnerschaft zementiert, jenes Modell tariflichen Aushandelns, das mancher ja vorschnell schon für tot erklärt hatte. Und siehe da: Es funktioniert bestens – auch wenn der Konflikt in aller Härte ausgetragen wurde. Im Detail setzt sich die Rollenverteilung fort: Der Daimler-Konzern hat sein Sparprogramm von 500 Millionen Euro durchgebracht, die IG Metall aber eine Beschäftigungsgarantie bis 2012 durchgesetzt, die ihresgleichen sucht.

Kein Vergleich mit der Hospiz-Politik unlängst bei Siemens in Bocholt und Kamp-Lintfort. Die dort ausgehandelte Jobgarantie von gerade mal zwei Jahren bringt eines sicher nicht: Investitionssicherheit – weder für das Unternehmen noch für die Arbeitnehmer. Vielleicht ist das die neue Qualität der Tarifpolitik seitens der Gewerkschaft: Dass sie die Innovations- und Investitionspolitik der Unternehmen stützt – ohne dabei die Mitgestaltung preiszugeben. Vielleicht.

Denn gerade DaimlerChrysler hat selbstverständlich eine Ausnahmestellung. Der VW-Konzern beispielsweise, der eine 30-prozentige Kürzung der Lohnkosten gefordert hat, ist bei weitem nicht in der Lage, einen Konzerngewinn von 5,7 Milliarden Euro aufzuweisen. Da wird die Gegenleistung des Wolfsburger Konzerns sicherlich magerer ausfallen als bei dem aus Stuttgart. Gleiches gilt auch für Opel in Rüsselsheim.

Das Ergebnis von Stuttgart steht eben nicht unbedingt pars pro toto für künftige Tarifverhandlungen auf betrieblicher Ebene. Das Unheil aber droht ohnehin von anderer Seite: Die nächste pauschale Arbeitszeitdebatte kommt bestimmt.