Das Lied vom Death

„Bei uns ist der Tod tabuisiert“, sagt Denis Fischer. Deshalb singt er am Dienstag in einer Friedhofskapelle

Sterben kann man an allem: deutsches Putenschnitzel gegessen, asiatisches Plastikspielzeug verschluckt … – zack ist es vorbei

Haben Sie Ihren Epikur gelesen, verehrte Leserinnen und Leser? „Der Tod ist für uns ein Nichts – so lange wir leben, ist er nicht da, und ist er einmal da, sind wir es nicht mehr.“ So sprach der griechische Philosoph zu den Jüngern in seiner Gartenkommune, rund 300 Jahre vor der Geburt des Messias. Carpe diem!

So einfach ist es natürlich heute nicht mehr. Denn der arge Schnitter lauert ja überall. Die meisten tödlichen Unfälle ereignen sich im Haushalt, und sterben kann man an allem: deutsches Putenschnitzel gegessen, asiatisches Plastikspielzeug verschluckt, ein zwei Lines zuviel gezogen… – und zack ist es vorbei. „Der Tod kommt nicht aus der Mode“, meint Denis Fischer, der an dieser Stelle nicht weiter vorgestellt werden soll.

Welche Rolle der Tod im Leben spielt – sei er allgegenwärtig oder verdrängt – hört man sich am besten selbst an. In der Friedhofskapelle im Buntentorsteinweg singt Fischer morgen „Death Songs“ der letzten Dekaden, die wahrscheinlich schon den Soundtrack zu manch letztem Geleit abgeben durften. Düstere Nummern sowohl aus eigener Feder als auch von Nick Cave, Tim Curry oder Willy De Ville.

„Es ist eine persönliche Auswahl, manchmal ist auch nur mir selbst der Zusammenhang klar“, gibt Fischer zu. „Nirgendwo auf der Welt ist ja der Tod so tabuisiert wie bei uns.“ Dafür ist er in der Popmusik quicklebendig.

Und neben dem Tod werden in der schmucken Fünfziger-Jahre-Friedhofsbaute auch „die tausend kleinen Tode“ oder der Tod von Beziehungen besungen. Und was wäre die Menschheit ohne das gentleman’s agreement zwischen Leben und Tod?

Also wer noch kein Geschenk für’s erste Date mit dem sexy Gothic-Girl hat, der geht einfach morgen zum „Death Songs“-Konzert, schneidet alles mit (aufgepasst: vielleicht ist das illegal), und ein Eins-A-Mixtape ist fertig. Danke für den Tipp? Da nich’ für…

Robert Best

Denis Fischer: Death Songs, Dienstag um 20.30 Uhr in der Friedhofskapelle am Buntentorsteinweg