Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Die IG Metall kämpft für die Facharbeiter, Oberversager Schrempp für Reitstunden, Unterversager Ullrich gegen die Ratschläge der „rollende Apotheke“ und 2006-Versager Klinsmann gegen das Sich-besoffen-Schreiben von „Bild“

taz: Was war schlecht letzte Woche?

Friedrich Küppersbusch: Hab nix zu nörgeln. Soll nicht wieder vorkommen.

Was wird gut in dieser?

Mal gucken.

Jan Ullrich hat sich gut geschlagen, aber es hat nur zum vierten Platz gereicht. Trainiert Ullrich einfach zu wenig und zu spät, wie Altmeister Altig in der ARD meint?

Der deutsche Star Rudi Altig wurde von einem Tour-Arzt einst „die rollende Apotheke“ genannt, denn, so Spiegel-Autor Hans Halter, „in Altigs Urin drängelten schon mal zwölf verschiedene Arzneistoffe. Lieber tot als Zweiter“.

Auf jeden Fall bekommt Ullrich als Kapitän des Teams T-Mobile viel Geld, wahrscheinlich mehr als DaimlerChrysler-Chef Schrempp. Das stört uns aber nicht so, warum ?

Ich weiß nicht, ob Schrempp weniger bekommt. Seine Kunst scheint in angewandter Unfallflucht zu bestehen: Schrempps Fehlinvestition Fokker kostete sein Haus allein 2,7 Milliarden Euro, die Bilanzen schönte er, indem er alles verramschte, was er unter seinem Vorgänger an Flug- und Weltraumtechnik zusammengekauft hatte. Was, bitte, soll der arme Ullrich anstellen, um in einem Leben noch so viel Sachschaden anzurichten ?

Nun verzichtet Schrempp mit seinen Vorstandskollegen auf 10 Prozent. Seine Mitarbeiter müssen, um ihre Arbeitsplätze bis 2012 zu retten, erheblich mehr bieten: längere Arbeitszeiten und Verzicht auf schon vereinbarte Gehaltserhöhungen.

Viele Mitarbeiter wären sicher auch bereit, auf mindestens 10 Prozent Schrempp zu verzichten. Viele Managerkinder wird es hart treffen, mal ’ne Reitstunde einsparen zu müssen.

Die Konzernchefs hatten gedroht die Arbeitsplätze nach Bremen zu verlegen – und nicht etwa in Billiglohnländer in Osteuropa. Hat die Verteilungsdebatte in Deutschland dadurch eine neue Qualität bekommen?

Nö. Daimler vom Polen zusammengetackert wären ein Imageschaden – für Daimler.

Bemerkenswert ist zudem: Die IG-Metall hat die Rechte ihrer Facharbeiter tapfer verteidigt, aber die Köche und Sicherheitsleute aus dem Tarifvertrag gekegelt – und damit schlechter gestellt.

Stopp. Die bevorzugten Tarife konnte die IGM teils wegen ihres hohen Organisationsgrades erkämpfen, teils wegen der hohen Qualifikation der Mitarbeiter. Drittens waren gute Löhne dem gesundheitlichen Verschleiß, dem Raubbau am Menschen geschuldet. Die meisten dieser Kriterien treffen auf Küche und Security nicht zu, mitunter auch auf Metallarbeiter nicht mehr.

Länger arbeiten müssen jedoch Köche wie Ingenieure. Wird so nicht die 40-Stunden-Woche en passant wieder eingeführt?

Es ist, wie anderes auch, eine Lohnsenkung. Die Idee, einen Rennwagen auf Diesel umzurüsten, kann nur einer haben, der mit einem Rennwagen nicht fahren kann und dafür ’ne Ausrede braucht. Die Idee, die ingenieursorientierte deutsche Wirtschaft auf billige Hände zurück zu rüsten, kommt aus dem gleichen Versagen.

Ein Mann will künftig nicht nur viel arbeiten, sondern noch mehr verändern: Jürgen Schwabenpfleil Klinsmann. Wird er Erfolg haben?

Er hat jetzt eine kurze Spanne, die Erwartungen auf „Überstehen der WM-Vorrunde“ runter zu justieren. Mehr ist mit dem vorhandenen Spielerpotenzial nicht drin, wohl deshalb wollten Hitzfeld und Rehagel nicht ran. Wenn Klinsmann sich aufs Sich-besoffen-Schreiben der Bild einlässt, hat er verloren.

Und was macht der BVB?

Heimniederlage zum Saisonauftakt, van Marwijk kann an Sammer anknüpfen. FRAGEN: DAH