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Der abgeschirmte Staat

Nordkorea ist bis heute der am stärksten abgeschirmte Staat der Welt. Daran ändern auch neu aufgenommene diplomatische Beziehungen zu Ländern wie Deutschland und immer häufigere Reisen westlicher Journalisten in die Hauptstadt Pjöngjang nichts. Denn kein westlicher Besucher des Landes erfährt Wesentliches. So wissen wir immer noch nicht sicher, ob Nordkorea über Atombomben verfügt, wissen nicht annäherend genau, wie viele Nordkoreaner in den letzten Jahren an der Hungersnot starben oder wie viele als politische Gefangene in Lagern dahinvegetieren. Doch dieses Unwissen wird immer seltener eingeräumt. Hilfsorganisationen blähen Information auf, um ihre Arbeit zu rechtfertigen. Politiker verlassen sich auf Angaben ihrer Geheimdienste, um außenpolitisch auftrumpfen zu können. Journalisten bedienen sich teils sorglos ungesicherter westlicher Quellen. Dabei gilt nach wie vor, was Pierre Rigoulot im „Schwarzbuch des Kommunismus“ anmerkte: „Im Fall Nordkoreas ist es sehr viel schwieriger als bei anderen Ländern, umfassende und detaillierte Informationen über die Unterdrückungspraxis des kommunistischen Regimes zusammenzutragen. Für alle Quellen gilt, dass sie mit Vorsicht zu betrachten sind.“ GB