DBA will Tempelhof anfliegen

Die Deutsche BA will den Flughafen Tempelhof bis zur Fertigstellung des Single-Airports in Schönefeld nutzen und verlustfrei betreiben. Verkehrssenator Strieder lehnt ab

Die Deutsche BA (DBA) möchte in Zukunft ihre Berlin-Flüge auf den Flughafen Tempelhof verlegen und so dem defizitären Airport zu neuem Schwung verhelfen. „Wir werden in den nächsten Tagen eine entsprechendes Angebot schriftlich vorlegen“, sagte gestern der neue Eigner und Geschäftsführer der DBA, Hans Rudolf Wöhrl. Die DBA könne den Flughafen selber zuschussfrei betreiben, indem sie ihre rund 40 Berlin-Flüge nach Tempelhof verlege. Im Gegenzug erhielte der überlastete Flughafen Tegel neue Kapazitäten. Zurzeit erwirtschaftet Tempelhof rund 13 Millionen Euro Verlust pro Jahr.

Voraussetzung für diesen Plan ist nach Ansicht von Wöhrl jedoch ein Gesamtkonzept, das den Flughafen Tempelhof bis zur Fertigstellung des neuen Flughafens in Schönefeld sichert. „Wir brauchen eine klare politische Aussage dafür.“ Wöhrl geht davon aus, dass Berlin Brandenburg International (BBI) kommt. Sein Unternehmen würde den Flugbetrieb nach BBI verlegen, sobald dieser fertig gestellt ist.

Die Berliner Flughafenbetreiber haben, wie berichtet, allerdings beantragt, sie ab Ende Oktober 2004 von der Betriebspflicht für Tempelhof zu entbinden. An dem Antrag werde festgehalten, betonte die Sprecherin der Flughafenholding, Rosemarie Meichsner, gestern. Sollte ein Angebot der DBA vorliegen, werde dies gemeinsam mit dem Senat beraten. Die Entbindung von der Betriebspflicht bedeutet zwar noch nicht die endgültige Schließung des innerstädtischen Airport, würde aber seine Verluste vermeiden.

Der Vorschlag der DBA ist gestern bei Politikern auf ein geteiltes Echo gestoßen. Der CDU-Verkehrsexperte Alexander Kaczmarek sprach sich dafür aus, Tempelhof bis zur Fertigstellung Schönefelds offen zu halten. „Berlin muss den großen Vorteil eines innerstädtischen Flughafens nutzen.“ Zudem sei der Flughafen Tegel bereits so überlastet, dass Flüge abgewiesen werden müssten. Nach Einschätzung Kaczmareks wird es noch etwa zehn Jahre dauern, bis BBI in Schönefeld in Betrieb gehen kann. Die bisherigen Planungen sehen eine Eröffnung 2008 oder 2009 vor.

Verkehrssenator Peter Strieder (SPD) lehnt die Offenhaltung Tempelhofs ab. „Wir halten am Konsensbeschluss fest“, so seine Sprecherin Petra Reetz. Nach diesem gemeinsamen Beschluss der Länder Berlin, Brandenburg und des Bundes wird der Flughafen Tempelhof spätestens dann geschlossen, wenn der Planfeststellungsbeschluss für den Single-Airport BBI gerichtsfest ist.

Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Michael Cramer, nannte den Vorschlag, Tempelhof offen zu halten, „abenteuerlich“. Sowohl aus finanziellen wie aus verkehrlichen Gründen müsse der Standort so schnell wie möglich geschlossen werden.

RICHARD ROTHER