Schlagersüßtafel

Nach der Kritik am ZDF-Schnellschuss entschuldigen sich die anderen Sender vorab für den eigenen Ost-Schmus

Dass ZDF-Intendant Markus Schächter in seinem Büro auf- und abspringt und „Erster, Erster!“ jubelt, kann man sich nur schwer vorstellen. Erstens sowieso und zweitens weil sich die Kritik an der „Ostalgie-Show“ vom vergangenen Sonntag in einem Wort zusammenfassen lässt: vernichtend.

Es war die Angst, die das ZDF trieb, diese halbgare Dilettanten-Show abzuliefern. Man wünscht sich, das ZDF hätte sich mehr Zeit genommen. „Man muss das abwägen“, sagte ein ZDF-Sprecher der taz. „Wenn man zu spät dran ist, hat man auch nichts davon.“

So hat das ZDF zwar außer Spott auch nichts davon, für die anderen Sender hat das aber den Vorteil, dass sie sich schon mal vorab beeilen können, die eigene Ostshow zu rechtfertigen. MDR-Fernsehdirektor Wolfgang Vietze erklärt „Ein Kessel DDR“ (MDR, 21.00 Uhr) so: „Ironisch, satirisch wird das Alltagsleben, Politik Show und Sport aus heutiger Sicht beleuchtet. Wir werden weder die DDR verherrlichen noch wehmütig zurückblicken.“

Enthüllungsexperte und „Akte“-Moderator Ulrich Meyer, der mit Exboxer und Aushilfsmoderator Axel Schulz „Die ultimative Ost-Show“ (Sa., Sat.1, 20.15 Uhr, 2. Teil am 30. 8.) bestreitet, sagt, worum es wirklich geht, und gibt schon mal einen Vorgeschmack auf den zu erwartenden Moderationsstil: „Schließlich machen wir auch keine Show über eine Diktatur.“ Es gehe „um unsere Brüder und Schwestern im ehemals anderen Deutschland“.

Ganz zum Schluss, ab 3. September und dann noch drei weitere Male (immer mittwochs, 21.15 Uhr), schickt dann RTL Olli Geißen und Kati Witt mit der „DDR-Show“ ins Rennen. Geißen beteuert denn auch, dass man nichts „verherrlichen“ werde. Und macht einen im nächsten Satz schon wieder stutzig: „Wir wissen alles über die Staatssicherheit und Mielke. Aber wer weiß heute schon, was spanisches Bier ist?“

Kati Witt sicherlich. Die hat seltsamerweise überwiegend gute Erinnerungen an die DDR: Ihr Rückblick falle „insgesamt positiv aus. Ich bin nicht verbittert“, sagt sie. Was Wunder, schließlich war das Ostprodukt „Gold-Kati“ ja auch überwiegend im Westen unterwegs und hat Valuta verdient. HEIKO DILK