„Zufrieden stellend“

Deutsche Bahn AG legt Quartalszahlen vor. Danach ging Akzeptanz durch die Fahrgäste zurück, besonders auf Fernstrecken. Umsatz stieg trotzdem

aus Berlin KATHARINA KOUFEN

Die Bahn gibt sich selbst eine Drei: Der Geschäftsverlauf im ersten Halbjahr 2003 war „zufriedenstellend“, meldete der Konzern gestern. Zwar konnte die Bahn ihren Umsatz im Vergleich zum Vorjahr steigern. Doch blieb sie deutlich hinter eigenen Erwartungen zurück.

In Zahlen sieht das so aus: Insgesamt reisten die Menschen seit Januar weniger mit der Bahn als im Jahr zuvor. 1,2 Prozent beträgt der Rückgang. Allerdings waren die Deutschen im letzten Jahr ingesamt um 2 bis 3 Prozent weniger unterwegs – die Bahn schneidet also noch relativ gut ab. Auch der Güterverkehr auf der Schiene nahm ab, wenn auch – mit weniger als 1 Prozent – nur leicht. Verluste verzeichnete der Konzern vor allem auf Fernstrecken über 500 Kilometern: Hier brach der Umsatz um 13 Prozent ein.

Dennoch stieg der Umsatz ingesamt um ganze 82 Prozent auf fast 14 Milliarden Euro. Das verdankt die Bahn zwar weitestgehend der Übernahme des Logistikkonzerns Stinnes, doch bleibt eine kleine Steigerung von 2,3 Prozent auch ohne den Neuerwerb übrig. Die höchsten Wachstumsraten erzielten die Bereiche „Fahrweg“ – also diejenige Tochter, die für das Schienennetz verantwortlich ist und den Betrieb auf der Schiene organisiert – und „Dienstleistungen“.

Bahnchef Hartmut Mehdorn lobte gestern sich selbst und seine Leute: „Wir haben unser Ergebnis im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verbessert, was derzeit nur wenige Unternehmen von sich behaupten können.“ Das zeige, dass die Bahn sich auf dem richtigen Weg befinde. Was den Rückgang im Güterverkehr betrifft, verwies Mehdorn auf die schlechte Konjunktur: Vom Wohl „wesentlicher Branchen“ wie der Stahlindustrie hänge auch das Wohl der Schiene ab.

An der sinkenden Zahl der Fernreisenden sind in den Augen des Vorstandschefs andere schuld: die Billigflieger mit ihrem „aggressiven Preismarketing“. Die Bahn sieht sich in diesem Konkurrenzkampf benachteiligt, weil die Fluglinien im Gegensatz zu ihr keine Mineröl- und Ökosteuer zahlen. Über einen möglichen Zusammenhang des geschrumpften Personenverkehrs mit dem neuen Preissystem verlor die Bahn kein Wort. So sind seit dem 15. Dezember 2002 zwar die Preise im Fernverkehr insgesamt gesunken. Gleichzeitig sind die Bedingungen für billiges Bahnfahren aber noch unübersichtlicher geworden, und die teure und oft überforderte Beratungs-Hotline sowie die langen Schlangen an den Bahnschaltern schrecken viele Leute ab.

Unabhängige Bahnexperten machen außerdem „mangelhafte Kommunikation“, den „schlechten Ruf“ des Unternehmens seit der Preisreform und „mangelnde Qualität“ verantwotlich. „Es mangelt immer noch an Service, wenn es um Verspätungen und Information geht“, sagte der Vorsitzende des Interessenverbands Pro Bahn, Karl-Peter Naumann. Die Billigflieger seien aber auch ein Grund: Auch wenn diese nur 6 Prozent ihrer Tickets zu Schnäppchenpreisen verkauften, sei in der Öffentlichkeit das Bild entstanden: Fliegen ist viel billiger als Bahnfahren.