Atomares Richtfest

Das Zwischenlager für radioaktiven Müll in Brunsbüttel geht seiner Fertigstellung entgegen

Hamburg taz ■ Das Standort-Zwischenlager am Atomkraftwerk Brunsbüttel hat die Maße eines Bunkers: 1,2 Meter dicke Wände, eine 1,3 Meter starke Decke und eine 1,5 Meter dicke Bodenplatte – alles Stahlbeton. „Die massive Bauweise bietet auch Sicherheit gegen einen Aufprall eines großen Verkehrsflugzeuges auf das Zwischenlager“, behauptete Bruno Thomauske vom Kraftwerksbetreiber Vattenfall Europe Nuclear Energy anlässlich des gestrigen Richtfests. Der Vattenfall-Geschäftsführer war in seinem alten Job beim Bundesamt für Strahlenschutz an den Genehmigungen für mehrere Zwischenlager beteiligt.

Nach Angaben von Vattenfall soll Ende April 2005 der erste Castor-Behälter in dem Lager geparkt werden. Platz bietet die 83 Meter lange und 23 Meter hohe Halle für 80 Atommüll-Boxen. Sie sollen dort bis zu 40 Jahre lang untergestellt werden – in der Hoffnung, dass die Bundesregierung bis dahin ein Endlager für den deutschen AKW-Müll gefunden hat. 2030 soll dieses zentrale Lager aufnahmebereit sein.

Der Bau der Zwischenlager ist Teil des Atomkonsenses zwischen der Bundesregierung und den Kraftwerksbetreibern. Demnach sollen die Transporte verbrauchter Brennstäbe zu den Wiederaufarbeitungsanlagen im Ausland und nach Gorleben 2005 beendet werden.

Der BUND Schleswig-Holstein warnte gestern vor einer „drohenden Zunahme der Strahlung in Brunsbüttel“ und kritisierte die „fragwürdige Sicherheitsphilosophie“ des Zwischenlagers. An die Halle seien keine besonders hohen Anforderungen gestellt worden, warnte die Brunsbüttelerin Anke Dreckmann aus dem BUND-Landesvorstand. Atommüllbehälter selbst sollten für Sicherheit sorgen. Deren Bewertung liege jedoch 25 Jahre zurück.Das Richtfest sei daher kein Grund zum Feiern.

„Es gibt keine sichere Möglichkeit zur Aufbewahrung von Atommüll“, sagte Udo Buchholz vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU). „Nur die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen kann dazu beitragen, dass sich das Atommüllproblem nicht weiter verschärft.“ Das Atomkraftwerk Brunsbüttel müsse sofort stillgelegt werden. Gernot Knödler