Durch das Kino an die Wahlurne

Bush-kritische US-Amerikaner wollen Michael-Moore-Film nutzen, um Mitbürger zur Wahlteilnahme zu motivieren

„Natürlich will ich mein Briefwahlrecht benutzen“, sagt Jonathan Gibbs. Der 23-jährige US-Amerikaner macht zurzeit ein Praktikum beim Bundestag, wird dann in Erfurt Deutsch unterrichten und ist politisch engagiert: „Ich möchte die Demokraten wirklich unterstützen. Deswegen habe ich mich bei den Bürgerregistrierungsamt in Illinois, wo ich studiert habe, schon abgemeldet. Und ich werde mich in Columbus, Ohio, wo meine Eltern wohnen, anmelden, weil es dort bei Präsidentenwahlen immer knapp ist.“

In Berlin sind rund 10.000 US-BürgerInnen bei der amerikanischen Botschaft gemeldet, was empfohlen, aber nicht vorgeschrieben ist. Laut William Downey, dem Vorsitzenden der Berliner Demokraten im Ausland, gibt es in der Hauptstadt insgesamt knapp 20.000 US-Bürger. Nur wenige seien aber politisch aktiv wie Jonathan Gibbs. „Alle können wählen, die meisten wissen es nur nicht. Oder sie finden das System der Briefwahl etwas zu kompliziert“, sagt Downy.

Zusammen mit den „American Voices Abroad“, einer Vereinigung im Ausland lebender US-Amerikaner und der hiesigen Unterstützergruppe für den Kandidaten der Demokraten „American Overseas for Kerry“ will Downy nun seine hier lebenden Mitbürger wachrütteln. Dazu nutzen sie nun den weltweit bekanntesten Kritiker von US-Präsident George Bush.

Zur heutigen Premiere des Dokumentarfilms „Fahrenheit 9/11“ von Michael Moore werden Amerikaner im Freilufttheater auf dem Charlottenburger Schlossgelände mit amtlichen Wahlregistrierungsunterlagen begrüßt. Und ab morgen geht die Aktion vor zwölf Berliner Kinos weiter. „Wir werden draußen stehen, weil die Kinos nicht wirklich mitmachen wollen“, erzählt Juan Diaz von „Americans Overseas for Kerry“, der selbst im SonyCenter Posten beziehen wird.

„Die radikale Politik von Bush ist falsch: Er führt umstrittene Eingriffe und gibt unheimlich viel Geld aus, ohne die Meinung seine Mitbürger zu berücksichtigen“, meint Elsa Rassbach von „American Voices Abroad“. Unter dem Motto „Schaut euch nicht nur den Film an, sondern holt euch eine Briefwahlstimme“, wird der Dokfilm daher als Registrierungshilfe genutzt. Das dürfte im Sinne von Michael Moore sein. Schließlich will auch er Nichtwähler erst in die Kinos und anschließend an die Urnen bringen. CHARLOTTE NOBLET

Informationen gibt das gebührenfreie Telefon der US-Bundesregierung: (08 00) 1 00 74 28