Liberia hat Interims-Chef

Bürgerkriegsparteien des westafrikanischen Landes einigen sich auf Gyude Bryant als Übergangspräsidenten

ACCRA rtr ■ Die Bürgerkriegsparteien in Liberia haben sich gestern auf den Geschäftsmann Gyude Bryant als Chef der neuen Übergangsregierung geeinigt. Sie soll das westafrikanische Land zu Wahlen im Jahr 2005 führen. Bryant gilt als konsensfähiger Politiker und soll die Amtsgeschäfte übernehmen, wenn Übergangspräsident Moses Blah im Oktober zurücktritt. „Meine höchste Priorität wird es sein, den Schmerz, die Verletzungen und die Wunden zu heilen, die sich über Jahre hinweg angehäuft haben“, sagte Bryant.

Der Rücktritt des langjährigen Präsidenten Charles Taylor machte den Weg frei für ein Friedensabkommen, das Rebellen und Regierungstruppen diese Woche schlossen. Die von den westafrikanischen Staaten und der UNO unterstützte Übergangsregierung soll die seit 14 Jahren dauernde Gewalt in Liberia beenden, die Kämpfergruppen entwaffnen und die Wahlen in zwei Jahren vorbereiten.

Neue Hoffnung schöpfte die Bevölkerung, als Taylor vorige Woche nach Nigeria ins Exil ging. Ihm folgte für die Zeit bis Oktober sein Stellvertreter Blah im Amt, dem jedoch aufgrund seiner Rolle in der Regierung Taylor mit Misstrauen begegnet wird. Bryant, Politiker der Liberia-Aktionspartei, erklärte: „Die Hoffnungen der liberianischen Bevölkerung sind so groß, und ihre Erwartungen sind Ehrfurcht gebietend.“

Allein bei den Kämpfen um die Hauptstadt Monrovia wurden seit Juni etwa 2.000 Menschen getötet. In den 90er-Jahren kamen in dem Konflikt rund 200.000 Menschen ums Leben.