Iranischer Exbotschafter verhaftet

Er soll laut argentinischer Justiz 1994 an dem Anschlag auf das jüdische Zentrum in Buenos Aires beteiligt gewesen sein

BUENOS AIRES taz ■ Irans ehemaliger Botschafer in Argentinien ist am Donnerstag in Nordengland auf Bitten der argentinischen Behörden festgenommen worden. Dies teilte am Donnerstag in Buenos Aires die Rechtsanwältin des Dachverbandes jüdischer Organisationen in Argentinien, Martha Percellas, mit. Über eine Auslieferung des 47-jährigen Hadi Soleimanpours nach Argentinien sollte noch gestern in London ein Gericht entscheiden.

Soleimanpour arbeitete zuletzt an der Universität Durham, wo er jetzt verhaftet wurde. Vor zehn Tagen hatte ein argentinischer Richter internationalen Haftbefehl gegen ihn und weitere acht iranische Diplomaten erwirkt. Argentiniens Justiz verdächtigt sie, in den Anschlag auf das jüdische Kulturzentrum Amia 1994 verwickelt gewesen zu sein. Dabei starben 85 Menschen, über 200 wurden verletzt.

Der zuständige Ermittlungsrichter Juan José Galeano begründete seinen Haftbefehl damit, „genügend Beweise“ zu haben, dass die Diplomaten an dem Attentat beteiligt waren. In seinem Haftbefehl kritisierte Galeano die fehlende Kooperationsbereitschaft der iranischen Regierung bei der Aufklärung des Attentats. Schon im März hatte Galeano Zwist zwischen Argentinien und dem Iran ausgelöst, als er gegen vier weitere ehemalige iranische Diplomaten in Buenos Aires einen Haftbefehl ausstellte.

Erst acht Jahre nach dem Attentat auf das jüdische Kulturzentrum hat die argentinische Justiz im vergangenen Jahr den Prozess gegen mutmaßliche Helfershelfer eröffnet. Dem Verfahren wird in der Öffentlichkeit relativ wenig Beachtung geschenkt, wohl auch weil die Drahtzieher nicht verhaftet wurden. Vor Gericht stehen 20 Angeklagte, denen vorgeworfen wird, die Bombe gebaut zu haben, die das Gebäude des Zentrums komplett zerstört hat. Argentiniens Geheimdienst hatte schon seit längerer Zeit den Iran und die Terrororganisation Hisbollah für den Anschlag verantwortlich gemacht. Argentinien verfügt über die größte jüdische Gemeinde in Lateinamerika. INGO MALCHER