Kein Rauchverbot

Vorschlag der Drogenbeauftragten für Rauchverbot in Autos wird von allen Parteien skeptisch aufgenommen

BERLIN taz ■ Der Vorschlag der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Marion Caspers-Merk (SPD), ein generelles Rauchverbot in Privatautos einzuführen, stößt bei Gesundheitsexperten auf Skepsis. Mit dem Verbot sollen vor allem Kinder, die im Auto der Eltern mitfahren, vor den Folgeschäden des Passivrauchens geschützt werden. Eine Studie des Zentrums der Deutschen Krebsforschung in Heidelberg hatte vor kurzem ergeben, dass die Folgeschäden gravierender sind als bisher angenommen. Dazu gehören neben einem erhöhten Asthmarisiko auch Störungen des Immunsystems.

Andreas Storm, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Gesundheit und Soziale Sicherung der Bundestagsfraktion von CDU/CSU, sagte am Sonntag zum Vorstoß Caspers-Merks: „Die Frage ist, ob man jetzt dem allein fahrenden Single das Rauchen verbieten kann, um die Passivraucher generell zu schützen.“ Storm plädierte dafür, die Bürger mit Informationskampagnen statt Verboten zu erreichen. Rechtlich könne für ein Rauchverbot wie im Fall des Handy-Verbots „im Wesentlichen nur die Verkehrssicherheit“ als Begründung standhalten, sagte Storm.

Auch der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Bundetag, Klaus Kirschner (SPD), bewertete den Vorschlag von Caspers-Merks mit Zurückhaltung: „Dass Eltern in Gegenwart ihrer Kinder im Auto rauchen, ist höchstgradig unverantwortlich. Allerdings muss die Politik hier praktikable Lösungen liefern.“ Nach Einschätzung der Grünen-Gesundheitsspezialistin Petra Selg ist ein Verbot kaum durchsetzbar. „Einen verstärkten Appell, die Kinder zu schützen, halte ich für sinnvoll.“ Ein Rauchverbot für private Autos käme aber dem Eingriff in die eigene Wohnung nahe. „So weit sollte der Staat nicht vordringen“, warnte Selg. Der Sprecher des „Forums Rauchfrei“ in Berlin, Johannes Spatz, meinte zur Frage des Rauchverbots: „Kinder vor Zigarettenrauch zu bewahren, sollte – nach Gurtpflicht und Handyverbot – eigentlich längst Pflicht sein.“ Ein Rauchverbot in Autos hält er derzeit jedoch noch nicht für durchsetzbar. „Eine politische Mehrheit ist nur eine Frage der Zeit“, schätzt der Anti-Raucher-Lobbyist die Lage ein. Darauf weise die Entwicklung des Rauchens in den letzten Jahren hin. „Das Problem bei Frau Caspers-Merk ist nur, dass sie ständig Forderungen in die Welt setzt, aber nicht konsequent genug verfolgt“, kritisierte Spatz die Drogenbeauftragte. LM