VORMERKEN
: Kinder, Kernsätze, Kino: Kästner ist immer noch für alles da

Ein Raucher zuckt gerne mit den Achseln, wenn er auf sein Vergnügen angesprochen wird, und erwidert: „Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich.“ Der Friedensbewegte raunt ins Mikrofon: „Kennst du das Land, wo die Kanonen blühn?“ Und der Aktionist wird nicht müde zu behaupten: „Es gibt nichts Gutes/ außer: Man tut es.“ Das würde dem Urheber der Zitate gut gefallen. Denn der Moralist Erich Kästner nannte seine Dichtung selbst „Gebrauchslyrik“. Aus dem Sprachalltag ist Kästner ebenso wenig wegzudenken wie aus den Kinderzimmern, die Kästner mit seinen Büchern beliefert hat. Am Montag ist sein 110. Geburtstag, weswegen die Kreuzberger Zyankali Bar morgen die Filmfassungen von „Emil und die Detektive“ (Version 1931) und „Das fliegende Klassenzimmer“ (Version 1954) zeigt. Emil bescherte Kästner 1929 den Durchbruch als Autor, der vier Jahre später auf dem Bebelplatz seine Bücher brennen sah. Kästner bleibt in Deutschland, um Chronist der Ereignisse zu sein, verpasst in den Fünfzigern den Anschluss an die Nachkriegsliteratur und wird derweilen zum Klassiker, trinkt, statt zu schreiben, und stirbt 1974. Im Film vom fliegenden Klassenzimmer tritt Kästner selbst auf und ist somit morgen ein Mal mehr ganz gegenwärtig. PP

Zyankino: „Emil und die Detektive“, „Das fliegende Klassenzimmer“: Zyankali Bar, Großbeerenstraße 64. Sonntag, 22. Februar, 20 Uhr. Eintritt frei