Klassiker der Negativität: „Django“ im b-movie
: Held ohne Hoffnung

Italo-Western sind Kult. Das belegen nicht nur mehrere Buchneuerscheinungen zum Thema in letzter Zeit oder wiederholte Filmreihen, sondern auch die Tatsache, dass sich eine ganze Reihe gegenwärtig arbeitender Regisseure wie zum Beispiel Quentin Tarantino immer wieder von der prägnanten Ikonographie der Italo-Western inspirieren lassen.

Neben deutlichen ästhetischen Anleihen schließt das auch direkte Zitate mit ein. So hat die viel diskutierte Ohrabschneideszene in Reservoir Dogs ihren Vorgänger bereits in Django. Wie immer man zum Italo-Western insgesamt stehen mag, dürfte dieser Film, der 1966 eine ganze Welle lostrat und der neben dem drei Jahre später entstandenen Leichen pflastern seinen Weg der bekannteste seines Regisseurs Sergio Corbucci ist, seinen Platz im Kanon der Filmgeschichte sicher haben, ähnlich wie die Arbeiten von Sergio Leone.

Und das, obwohl der stets einen Sarg (in dem er ein Maschinengewehr verwahrt) hinter sich herziehende Titelheld (Franco Nero) womöglich die einzige originäre Erfindung des Films ist. Denn wie so viele Italo-Western ist Django ein Bastard, und das in mindestens zweifacher Hinsicht: Zum einen ist er ein Bastardsohn des amerikanischen Western, dessen bis etwa 1960 weitgehend ungebrochen hochgehaltenen Frontier-Mythos er mit dem Entwurf eines komplett rechtsfreien Raums endgültig zu Grabe trägt. Zum anderen verweisen schon die Umrisse seines Plots – ein Fremder kommt in einen kleinen Ort, wo er dem Treiben zweier rivalisierender Banden nicht lange tatenlos zusieht – direkt auf Akira Kurosawas Samuraifilm Yojimbo – wie dies kurz zuvor auch schon Leones Für eine Handvoll Dollar getan hatte.

Mit dem kleinen Unterschied freilich, dass es in Django um nichts weniger geht als um Ehre oder Moral. Django, der Name ist eine Hommage an den Gitarristen Django Reinhardt, dürfte die negativste Heldenfigur sein, die es im Kino bis dahin gegeben hatte. Und in diesem Punkt ist er seither auch kaum je übertroffen worden. Zu seinen markantesten Kennzeichen gehört sein Sinn für Humor, der ihn auch dann nicht verlässt, wenn er seine Widersacher mit seinem Maschinengewehr gleich reihenweise niedermäht oder selber schwer getroffen wird, was mehr als einmal geschieht.

Auch wenn man in Italo-Western wie denen von Corbucci leicht einen Abgesang auf die (auch in amerikanischen Western zu der Zeit) immer kritischer verhandelten Werte von Gut und Böse sehen kann, lagen direkte Bezüge zur gesellschaftlichen Realität, wie Corbucci bekundete, nicht in seiner Absicht; diese herzustellen, bedeute „Konstruktion im nachhinein“. Aber den radikalen Bruch mit nicht wenigen bis dahin geltenden Kinokonventionen, den Django auch heute noch so eindrucksvoll darstellt, den haben Corbucci und Nero ganz sicher so gewollt. Eckhard Haschen

Do–So, 21 Uhr, b-movie