Entwicklungsländern droht Pleite

Wegen der Finanzkrise fordern Organisationen, mehr Schulden zu erlassen

BERLIN taz ■ Vielen Entwicklungs- und Schwellenländern droht die Zahlungsunfähigkeit. Das ist das Ergebnis des Schuldenreports 2009, den die Initiative Erlassjahr.de und die Kindernothilfe am Freitag in Berlin vorgestellt haben. Grund sind die hohen Schulden, die viele Entwicklungsländer in den letzten Jahren angehäuft haben. Sinkende Exporte und steigende Kreditzinsen durch die Finanzkrise verschärfen die Situation.

„Im Jahr 2000 lag die gesamte Verschuldung noch bei etwa 2.300 Milliarden US-Dollar“, sagte Jürgen Kaiser, Koordinator der Initiative. Bis 2007 seien die Schulden der Entwicklungs- und Schwellenländer auf 3.400 Milliarden US-Dollar gestiegen. Länder wie Burundi, Mali, Sudan oder Äthopien hätten fast keine Finanzmittel mehr. Insgesamt drohe in sieben Staaten noch in diesem Jahr die Zahlungsunfähigkeit. Damit bleibe die Verschuldung das Grundproblem der globalen Gemeinschaft.

Als Konsequenz forderte Kaiser weitere Schuldenerlasse für Entwicklungs- und Schwellenländer. Wichtig sei dabei, dass für alle verschuldeten Staaten ein einheitliches Verfahren geschaffen werde, in das alle Gläubiger eingebunden seien. Die Aussichten dafür beurteilte Kaiser als gar nicht so schlecht. „Wenn die Länder zahlungsunfähig werden, ist niemandem geholfen.“

Als neuen Kreditgeber für Staaten machte Kaiser China aus. Ein Beispiel für das Engagement sei ein Kredit über 9 Milliarden US-Dollar an den Kongo. China engagiere sich nur in Ländern, die als strategisch wichtig angesehen werden; trotzdem werde das Engagement die Entwicklungszusammenarbeit deutlich verändern. STEFAN SPIEGEL