Task Force des guten Geschmacks

Kölns Innenstadt soll im Dezember wieder strahlen: Die Fakultät für Gestaltung der Fachhochschule stellt die neue Weihnachtsbeleuchtung vor. Manche Entwürfe strotzen nur so vor Gigantomanie

VON OLIVER MINCK

Schluss mit dem schnöden Weihnachtsgeblinke von der Stange! Schon zur nächsten Saison sollen die Kölner Einkaufszonen in einem extravaganten Festtagslicht erstrahlen, das dem hohen ästhetischen Anspruch der Kunststadt Köln Tribut zollen soll. Zumindest, wenn es nach dem „Aktionskreis attraktives Einkaufen“ geht, einem Zusammenschluss von unter anderem der Stadt Köln, CityMarketing Köln, der Industrie- und Handelskammer und der IG Köln VorOrt. Deshalb wurde die Fakultät für Gestaltung der Fachhochschule Köln („International School of Design“) beauftragt, Ideen dafür zu entwickeln. Gestern wurden diese von Professor Hatto Grosse und seiner studentischen Task Force des guten Geschmacks erstmals vorgestellt.

Das Spektrum der Entwürfe pendelt dabei laut Grosse zwischen realistisch und gewagt: „In erster Linie ging es uns darum, vorhandene Bilder in Frage zu stellen.“ Ziemlich konträr seien die Anforderungen gewesen. Seriosität („schließlich ist Köln nicht Las Vegas“), künstlerische Ambitionen und leere Geldbeutel seien eben nur schwer unter einen Hut zu bekommen.

Herausgekommen sind eine Reihe recht unterschiedlicher Entwürfe. Das fängt an bei einfachen, kugelförmigen Lichtmodulen, die „Freiräume der Assoziationen, wie etwa Schneefall“ schaffen und, inner- und außerhalb der Schaufenster angebracht, „Barrieren der Abgrenzung zwischen Innen und außen zur Auflösung bringen sollen“. Konventionellere Varianten setzen auf Lichtnetze, die die Konturen historischer Gebäude der Stadt untermalen.

Pure Gigantomanie regiert bei einem Vorschlag namens „Kingsize“: Überdimensionale, Ehrfurcht gebietende Engelskulpturen auf großen Freiflächen wie Roncalli Platz oder Wiener Platz werden von innen und außen beleuchtet und rufen den flanierenden Schäflein in Erinnerung, dass der liebe Gott alles sieht. Aber nicht nur christliche Figuren sind laut Grosse dabei vorstellbar, sondern eigentlich „alles zwischen Maria und Josef und Tünnes und Schäl“.

Auch Vater Rhein wurde bei den studentischen Entwürfen nicht vernachlässigt. Mittels Laserstrahlen könnten von den Rheinbrücken aus weihnachtliche Ornamente auf die Wasseroberfläche geworfen werden. Die spektakulärste Idee aber wird sich innerhalb der nächsten Jahre wohl kaum verwirklichen lassen: Von einer riesigen Polyesterfolie, die mit einem Satelliten ins Weltall geschossen wurde, reflektieren Strahlen auf die Stadt Köln zurück und hüllen den Dom in kosmisches Licht.