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: Cowboys and Gunslingers

„Allmacht Amerika – Die Welt im Griff“ (22.45 Uhr, ZDF)

So kann man sich das ganz gut vorstellen: Irgendwo, abseits der Schlachtfelder, tief im ländlichen Kerngebiet des Römischen Imperiums lebten die Bauern und wussten nicht viel über das, was die Feldherren in Kleinasien oder Britannien trieben. Hauptsache, sie kehrten siegreich heim. Insofern bringt der Film „Die Welt im Griff“ die Debatte über die Zukunft und die Rolle Amerikas tatsächlich auf eine „praktische Ebene“, wie es das ZDF formuliert. Claus Kleber und Angela Andersen haben neben Thailand, Korea und Afghanistan auch Texas besucht. Kleine Orte, in denen George W. Bush bis zu 70 Prozent der Stimmen bekommt.

Da erzählt ein dicklicher Cowboy mit Bubengesicht, er verstehe zwar nichts von Politik, aber Bush sei einer, der Wort hält – und den Terror bekämpft. Oder die Mutter eines in Thailand stationierten Ledernackens sagt beim Wäscheaufhängen, dass sie sich nicht damit beschäftige, was auf der Welt passiert, sie habe zu viel Angst um die Soldaten.

Und wenn Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice den Vergleich mit Rom zurückweist und immer wieder auf die Entwicklung nach 1945 zu sprechen kommt, beschreibt sie sicher auch Bushs Mission, Wohlstand und Demokratie in die Welt zu tragen – nach amerikanischem Vorbild, versteht sich. Und es deckt sich mit dem einfachen Verständnis einer älteren texanischen Dame: „Was sollen wir machen? Wir sind die einzige Supermacht, die Welt kommt nicht zurecht ohne uns.“

Dort beeindruckt die Reportage sehr viel mehr als auf ihren Stationen in den Krisengebieten, wenn Generäle zu Wort kommen, die als Konsuln des „Roms von heute“ präsentiert werden und die übliche US-Propaganda von sich geben.

„Die Welt im Griff“ zeigt also recht gut, wie die Umsetzung einer Maxime, die auch Bushs Wahlvolk versteht, in der Praxis aussieht. Den Besuch der Brennpunkte hätte man sich aber für einen dritten Teil über die „Allmacht Amerika“ aufheben können und sich noch mehr auf die Stimmung in „Gods own Country“ konzentrieren sollen.

HEIKO DILK

2. Teil am 3. Sept., 22.45 Uhr, „Wie Europa um seine Rolle ringt“