Warten auf Berlin

Digitales Fernsehen über Antenne soll es bald auch in NRW geben. Doch die Privaten machen noch Probleme

Eigentlich wollten sich private wie öffentlich-rechtliche Sender, Landesregierung wie Landesmedienanstalten bis zur Funkausstellung auf einen Fahrplan geeinigt haben. Aber zu viele Fragen sind noch offen. Deshalb lässt das über Antenne zu empfangende digitale Fernsehen (DVB-T) in Nordrhein-Westfalen länger auf sich warten als geplant.

Entsprechend verhalten äußert sich ein RTL-Sprecher zum Thema. „DVB-T ist auf einem guten Weg“, sagte Thorsten Grothe der taz. Er sehe aber die Gefahr, dass die privaten Sender Zuschauer verlören, wenn der Antennenempfang auf DVB-T umgestellt wird. Die Folge wären geringere Werbeeinahmen für RTL. Deshalb möchte sein Sender einen finanziellen Ausgleich für die zu erwartenden Reichweitenverluste: „Wir halten eine angemessene Förderung in den ersten Jahren für erforderlich.“

Und dann sei da noch der vertrackte Rundfunkstaatsvertrag. Dieser räumt den privaten Sendern Vorteile ein, wenn deren als Quotenkiller unbeliebte Fensterprogramme mindestens 50 Prozent der Bundesbürger erreichen. „Es kann nicht sein, dass wir längere Drittsendezeiten in Kauf nehmen müssen, wenn wir diese Quote nach der Umstellung nicht mehr erfüllen können“, sagte Grothe.

Trotz dieser Stolpersteine gibt der Sprecher der nordrhein-westfälischen Landesmedienananstalt, Peter Widlok, sich optimistisch. „Es gibt keinen mehr, der blockiert“, sagt er. Derzeit strebe man eine Insellösung an. Das heißt, dass es rund 13,5 Millionen Menschen in den Ballungsräumen Köln/Bonn und Ruhrgebiet gehen wird wie seit August den Berlinern. Dort kann nur noch derjenige per Antenne fernsehen, der auf digitalen Empfang umgerüstet hat. Das kostet so um die 200 Euro.

Auch Albrecht Ziemer, Produktionsdirektor beim ZDF, hofft auf eine schnelle Einigung. Deutschland sei weiter als viele europäische Nachbarländer. „Noch haben wir einen zeitlichen und technologischen Vorsprung“, sagt Ziemer. Den solle man nicht verspielen, zumal vor allem deutsche Firmen wie TechniSat und Technotrend einiges Geld in die Entwicklung neuer Empfangstechnik für DVB-T gesteckt hätten.

Allen Beteiligten gleich ist, dass sie darauf warten, wie die Fernsehzuschauer in Berlin auf die flächendeckende Einführung von DVB-T reagieren. Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) hat dazu eine Untersuchung in Auftrag gegeben. Erste Trends konnte Sascha Bakarinov von der MABB schon berichten. „Vor allem jüngere Leute benutzen die neue Technik. Davon profitieren Spartenkanäle wie 3sat und Arte.“ Weitere Details lägen erst im September vor.

Wenn die Ergebnisse rechtzeitig vorlägen, böten sie eine gute Grundlage für ein Treffen aller Landesmedienanstalten, das am 16. September stattfinden wird. Dort wird es noch einmal um DVB-T gehen. MATTHIAS BRAUN