Atomare Nebelwerferei in Biblis

RWE beantragt den Bau einer Vernebelungsanlage zum Schutz des AKWs vor Terrorschlägen aus der Luft

FRANKFURT/MAIN taz ■ Nebelwerferei haben die Umweltverbände und die Grünen der Betreibergesellschaft RWE Power AG der beiden Atomreaktoren Biblis A und B schon mehrfach vorgeworfen – zunächst nur im übertragenen Sinne. Doch jetzt wird es konkret: RWE hat für das AKW in Biblis beim hessischen Umweltministerium die Genehmigung für den Bau einer Vernebelungsanlage einereicht.

Der BUND Hessen und der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) bezeichnen das als „reine Vernebelungstaktik“. Weil etwa der Block A nach den Bestimmungen aus dem Atomkonsensvertrag nur noch bis 2009 am Netz bleiben dürfe, versuche der Konzern nun möglichst billig einen – angeblichen – Schutz vor Terroranschlägen zu realisieren. Eine Nebelwand werde einen solchen Terrorangriff mit einem Flugzeug aber nicht verhindern können, so Eduard Bernhard vom BBU. Schließlich könnten die Reaktoren auch unter einer Nebenwand nicht ihren Standort wechseln; und Raketen und auch Flugzeuge ließen sich unter Angabe von Koordinaten fernsteuern: „Da nutzt der Nebel nix!“

Die Umweltschützer verweisen auf Experten, die als „Minimum an Schutz“ von Atomkraftwerken gegen Flugzeugabstürze den Bau von Schutzwällen aus Beton und die „Überdachung“ mit Stahlnetzen forderten. Auch Grüne und Sozialdemokraten im Landtag protestierten. Die SPD etwa forderte Umweltminister Wilhelm Dietzel (CDU) auf, alles dafür zu tun, das AKW in Biblis tatsächlich vor terroristischen Angriffen zu schützen. „Allein die Vernebelungstechnik reicht da nicht.“ Die Grünen griffen in ihrer Erklärung gestern eine alte Forderung der Anti-AKW-Bewegung wieder auf: „Nur ein abgeschaltetes AKW ist ein sicheres AKW.“ Antiterrorkonzepte für alle AKW waren von Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) schon im März bei den Betreibern angemahnt worden. kpk