Nasa trägt Mitschuld

Besatzung der Columbia wäre zu retten gewesen. Managementfehler so schlimm wie das Loch im Flügel

WASHINGTON ap/taz ■ Der Abschlussbericht der Kommission, die den Absturz der Raumfähre Columbia am 1. Februar untersuchte, ist kritischer als erwartet ausgefallen. Die siebenköpfige Mannschaft des Space Shuttle hätte nach Überzeugung der Ermittler durch die Entsendung einer zweiten Raumfähre gerettet werden können, wenn sich die Raumfahrtbehörde Nasa über das Ausmaß der Beschädigung des Shuttles durch den Schaumstoff-Einschlag beim Start bewusst gewesen wäre. Dies sei jedoch nicht der Fall gewesen.

Nach Angaben der Ermittler wurde die Raumfähre Atlantis Anfang Februar ohnehin für ihren einen Monat später geplanten Start vorbereitet. Diese Vorbereitungen hätten beschleunigt werden und sie hätte die Columbia im All treffen können, bevor der Treibstoff des Unglücksshuttles erschöpft gewesen wäre. Im Weltraum hätten die Astronauten „umsteigen“ können. Eine solche Rettungsaktion wäre gefährlich, aber möglich gewesen.

Das Nasa-Management sei jedoch nicht in der Lage, angemessen auf unerwartete Probleme zu reagieren, und lasse eine ausgeprägte Sicherheitsphilosophie vermissen, kritisierten die 13 Mitglieder der Kommission unter der Leitung eines früheren Admirals, die sieben Monate lang die Katastrophe untersucht haben. Die Passagen der Erklärung über die Mängel bei der Nasa sind im Präsens verfasst. Mechanische und organisatorische Gründe hätten in gleichem Maße zum Unfall beigetragen. Zahlreiche Presseberichte hatten bereits aufgedeckt, dass die Nasa-Strukturen die Weiterleitung der Schadensszenarios besorgter Mitarbeiter verhindert haben.

Den Ermittlern zufolge liege es im Interesse der Nation, das Shuttle-Programm für den Transport von Menschen in den Weltraum „so schnell wie möglich“ zu ersetzen. Jetzt müssten die verbliebenen drei Raumfähren technisch nachgebessert werden. Vor der Wiederaufnahme der Flüge sollten 15 Empfehlungen umgesetzt werden, „um den nächsten Unfall zu verhüten“. Die Nasa will Ende 2004 das Modell einer Raumfähre mit Rettungskapseln vorstellen. Die Kosten einer neuen Flotte sind noch völlig unklar. BZ