profiling
: Fragwürdige Maßnahme

Der rot-rote Senat erwägt ein flächendeckendes Profiling von Sozialhilfeempfängern. Profiling, das ist der neumodische Begriff für die individuelle Einschätzung der Eingliederungschancen und Persönlichkeit der Betroffenen, wie sie für Arbeitslose seit der Hartz-Reform der rot-grünen Bundesregierung bereits gang und gäbe ist. Nun das Ganze also auch für Sozialhilfeempfänger – obwohl der bisherige Erfolg dieser Maßnahmen zumindest fraglich ist.

Kommentar von RICHARD ROTHER

Sicher, wer Hilfsprogramme – etwa bei Weiterbildungs- oder Wiedereingliederungsmaßnahmen, bei der Sucht- oder Schuldentherapie – planen und koordieren will, sollte möglichst genau wissen, wen er mit welchen Problemen und Fähigkeiten vor sich hat. Hier sind aber in erster Linie die Sozialämter gefragt, die wissen sollten, mit wem sie es zu tun haben. Die klagen jedoch eher über zu wenig Personal, das sich kümmern könnte, als über zu wenig Information über die Klientel.

Außerdem nützt das beste Wissen, auch über mögliche Defizite von Sozialhilfeempfängern, wenig – wenn an allen Ecken und Enden Geld für Hilfen fehlt. Bleibt die Frage, was die systematische Neuerfassung der Sozialhilfeempfänger, die den Senat viel Geld kostet und deren Sinn manch Betroffener nicht einsehen wird, noch bringen soll?

Das Problem dieser Stadt ist nicht, dass man es nicht kennt: Das Problem ist der Mangel an vernünftig bezahlten Jobs. Und das Kürzen bei sozialpolitischen Maßnahmen. Daran wird sich nichts ändern, wenn man tausende Sozialhilfeempfänger zur Begutachtung antreten lässt.