Warum Nicolas Papadopoulos statt Barolo nur noch Rioja trinkt

In Berlin gibt es drei Läden, in denen (fast) nur Weine aus Nordspanien verkauft werden. Diese können 100 Jahre alt werden. Teil 11 der taz-Serie über Berliner Weinhandlungen

Meist braucht es nur ein Stichwort. Und schon beginnt Nicolas Papadopoulos, Gründer und Inhaber des „Rioja-Weinspezialisten“, zu erzählen. Von der Großartigkeit der kargen Berglandschaft am Ebro und von jahrhundertealten steinernen Weinpressen. Von den Besitzern der Bodegas, wie sie zu ihrem Reichtum kamen und über wie viele Fässer sie heute verfügen. Und natürlich von den Weinen der Rioja selbst. Stets weiß Papadopoulos, wann und mit wem er sie zum ersten Mal getrunken hat.

Die Geschichte des Rioja-Weinspezialisten beginnt irgendwann Ende der 70er-Jahre. Damals trank der heute 57-jährige Papadopoulos vor allem norditalienische Weine, und er wollte weg aus Deutschland. „Irgendwie schien sich hier nie etwas zu ändern. Immer ging es nur um Konsum“, erzählt Papadopoulos, der in dieser Zeit als Gartenbautechniker für die TU Berlin arbeitete. In einer Illustrierten las er einen Artikel über Nordspanien, und so brach er mit seiner Frau und seinem R4 dorthin auf. Doch schon an den Pyrenäen erwischte sie das atlantische Klima. Es reichte gerade für die erste Flasche Rioja, bevor man vor dem Regen zurück nach Deutschland floh. Doch diese Flasche genügte. „Seitdem habe ich meine Italiener kaum mehr angerührt.“

Was aber fasziniert Nicolas Papadopoulos an den Weinen aus der Rioja? „Es ist ihre Geschmeidigkeit, ihre Eleganz, ihre Tiefe. Die Gerbstoffe sind präsent, aber anders als bei den Weinen aus dem Piemont gut integriert. Und es ist die Komplexität der Szene. Jedes Weingut macht etwas anderes.“ Daher hielt es Papadopoulos auch für möglich, eine Weinhandlung zu eröffnen, die sich allein auf eine Region konzentriert. Selbst wenn andere Händler abrieten und empfahlen, zumindest ein paar Flaschen Bordeaux ins Sortiment aufzunehmen. Doch Papadopoulos blieb konsequent und gründete im Oktober 1982 mit rund 60 Rioja-Weinen sein erstes Geschäft in der Schöneberger Akazienstraße. Heute zählt das Sortiment 300 Flaschen, und er konnte zwei weitere Läden am Savignyplatz und in der Reichenhaller Straße in Wilmersdorf eröffnen.

Dennoch führt Papadopoulos inzwischen auch Weine aus anderen Regionen. Was vor allem damit zusammenhängt, dass es in der Rioja fast gar keinen Weißwein gibt. Und neben dem einheimischen Tempranillo die heute populären internationalen Sorten wie Merlot nicht erlaubt sind. So kann man beim Rioja-Weinspezialisten nun auch Produkte aus Navarra oder vom Duero kaufen.

Die größte Besonderheit der Rioja-Weine ist ihre lange Reifezeit in kleinen Fässern und auf der Flasche. Die besten kommen erst nach 10 bis 15 Jahren in den Handel und können über 100 Jahre alt werden. Der älteste Jahrgang in der Akazienstraße ist ein 1904er von La Rioja Alta, aber auch aus den 50er-Jahren gibt es noch mehrere Weine. Einer der jüngsten „Gran Reservas“ – Weinen also, die mindestens fünf Jahre reifen müssen – stammt aus dem Jahre 2001: Der Vina Santurnia der Bodegas Ramón Ayala Lete e Hijos riecht nach Weihnachtsgewürzen und bietet so viele Geschmackseindrücke, dass man noch minutenlang über sie nachdenkt.

Zugleich führt die vorgeschriebene lange Fasslagerung aber auch zu Problemen. Besonders in den 70ern veredelten Großwinzer ihre minderwertige Ware mit Holztönen. Discounter erstanden diese überalterten, muffigen Riojas für wenige Cent pro Liter, um sie verpackt in edle Goldfadennetze für ein paar Euro weiterzuverkaufen.

Inzwischen jedoch wandelt sich die Besitzstruktur. Neben Großwinzern gibt es immer mehr Familienunternehmen wie die Bodegas Escudero, eines der Lieblingsweingüter von Papadopoulos. Die Weine wachsen in einer Höhe von 700 Metern, sind fast schwarz und voll intensiver Fruchtaromen. Und: Wenn die Trauben für den Gran Reserva mal weniger gut sind, werden sie für den einfacheren Becquer verwendet. Der ist schon nach zwei Jahren trinkreif. SABINE HERRE

Die Weinhandlung: Der Rioja-Weinspezialist, Akazienstraße 13, 10823 Berlin, U-Bahnstation Eisenacher Straße, www.rioja-weinspezialist.de, Tel. 7 82 25 78, Mo.–Fr. 11–20 Uhr, Sa. 10–16 Uhr

Das besondere Angebot: Papadopoulos bietet auch Käse und Wurst aus Spanien an.

Der Weintipp: 2007er Dartos, Bodegas Pagos de la Buena, 7,50 Euro. „Der Dartos riecht nach Vanille, doch diese entsteht nicht wie sonst üblich durch die Lagerung im Holzfass, sondern aus den 50 bis 80 Jahren alten Tempranillo-Reben. Die Spanier trinken ihn gut gekühlt zum Fisch.“

Der nächste Teil der taz-Serie erscheint am 31. März.