Vattenfall will Nuon kaufen – gegen bar

Der deutsche Strommarkt verliert einen der kapitalkräftigsten unabhängigen Anbieter

FREIBURG taz ■ Der schwedische Konzern Vattenfall will den niederländischen Konkurrenten Nuon für 8,5 Milliarden Euro komplett übernehmen. Das teilten beide Unternehmen am Montag mit. Bisheriger Eigentümer von Nuon sind niederländische Provinzen und Kommunen, darunter die Stadt Amsterdam. Nach Aussagen eines Vattenfall-Sprechers sind kartellrechtliche Einwände gegen die Übernahme nicht zu erwarten.

Vattenfall will zunächst 49 Prozent kaufen und so die operative Kontrolle übernehmen. Die verbleibenden 51 Prozent sollen in den kommenden sechs Jahren zu festgelegten Konditionen folgen. Die Niederländer machten 2008 einen Umsatz von 6,1 Milliarden Euro.

Vattenfall kann die Übernahme in bar bezahlen. Alleine die in Deutschland ansässige Vattenfall Europe hat im Jahr 2007 über 1,7 Milliarden Euro Gewinn gemacht. Fast 70 Prozent davon entfielen auf die Geschäftssparte Mining & Generation, in der die Kohlekraftwerke angesiedelt sind. Deren Gewinne resultieren zu einem beträchtlichen Teil daraus, dass Vattenfall wie alle Kraftwerksbetreiber CO2-Emissionszertifikate kostenlos vom Staat zugeteilt bekam, der Konzern den Wert der Papiere aber beim Stromverkauf im Großhandel einpreisen konnte.

Für den deutschen Strom- und Gasmarkt ist die Übernahme von Nuon ein herber Schlag. Bislang hatte Nuon ihn als unabhängiger Wettbewerber aufgemischt. Nun wird er in die Oligopolstruktur der vier Großen integriert.

Seit 2001 bieten die Niederländer in Deutschland Strom für Privat- und Gewerbekunden an, seit 2006 auch Gas. Neben kreativen Produktnamen wie „lekker Strom“ und „wakker Gas“ präsentieren sie auch unkonventionelle Dienstleistungen wie Stromsparpakete, in denen zum Beispiel eine Hocheffizienz-Heizungspumpe stecken oder ein Set von Energiesparlampen.

Ein Ökoanbieter ist Nuon jedoch nicht: Im Jahr 2007 enthielt der Nuon-Strommix 25 Prozent Atomkraft – 3 Prozentpunkte mehr als der bundesweite Mix.

BERNWARD JANZING