Partywahnsinn bis zum Anschlag

Bei den Machern von c/o pop soll nicht das Business, sondern die Musik im Vordergrund stehen. An den kommenden drei Wochenenden ist Köln ein Mekka für Liebhaber ambitionierter Popmusik

Von Oliver Minck

Im Kampf gegen Hydra hatte es Herkules vergleichsweise einfach: Dem vielköpfigen Monster wuchsen nach jeder Enthauptung lediglich zwei neue Köpfe nach. Nichts gegen die Aufgabe, welche Liebhaber ambitionierter Popmusik diesen Monat in Köln zu bewältigen haben: Aus einem Wochenende Popkomm sind drei Wochenenden c/o pop geworden. Drei Wochenenden Partywahnsinn bis zum Anschlag – da können selbst griechische Superhelden schlapp machen.

Aber Halt! Als Popkomm-Nachfolge möchten die Macher von c/o pop ihr Festival gar nicht verstanden wissen. „Die Popkomm war wie ein Ufo, das einmal im Jahr in Köln gelandet ist, ein lustiges Branchentreffen“, analysiert Ralph Christoph, zuständig für die Programmgestaltung der c/o pop. Ab sofort stehe weniger das Business als die Musik selbst im Vordergrund. Vornehmlich die elektronische Popmusik, wegen der Köln weltweit einen exzellenten Ruf genießt. „Man muss das nutzen, was hier stattfindet, die eigenen Ressourcen.“ Auch deswegen: keine Mega-Messe mehr, lediglich ein unprätentiöser Kongress (MEM) am 12. und 13.8., frei nach dem Motto: „Was gibt‘s Neues, außer zu heulen?“

Das Programm der c/o pop erschließt sich nicht auf Anhieb. Was vor allem daran liegt, dass nun viele ursprünglich eigenständige Veranstaltungen unter doppelter Flagge segeln. Bestes Beispiel: das S.O.M.A-Festival, das schon seit 1998 zu den größeren Kölner Freiluftfestivals mit Anspruch zählt. Im Namen der c/o pop hat man allerdings noch mal eins oben drauf gesetzt. Von Freitag (6.8.) bis Sonntag (8.8.) werden im Jugendpark echte Leckerbissen präsentiert, grob geordnet nach musikalischer Stilrichtung.

Der Freitag passt am besten ins elektronische Credo und wartet unter anderem mit der legendären Techno-Formation The KLF auf. Am Samstag geht es weiter mit HipHop und Reggae und den Beginnern, der Crew, auf die sich sogar Deutschrapp-Hasser einigen können. Am Sonntag dann ein weiteres Festival im Festival im Festival: Intro Intim sorgt dafür, dass auch die Rockmusik nicht zu kurz kommt und schickt mit Mia, Kante und Die Türen gleich drei deutschsprachige Vertreter auf die Bühne. Unmöglich, auf alle Programmpunkte der c/o pop einzugehen, deswegen hier nur einige weitere Highlights. Ebenfalls open air und im Jugendpark findet vom 13.-14.8. der Electro Bunker statt und bietet ein Stelldichein der Kölner Elektronikpioniere wie Air Liquide und Reissdorf Force. Auch der Tanzbrunnen wartet mit Mega-Events auf: Zum Beispiel die Monsters of Spex am 20.8. mit Franz Ferdinand, dem schottischen Gitarrenpop-Hype der Stunde. Oder Wellenbrecher am 21.8., ein Festival, das zeigt, dass auch die elektronische Popmusik echte Stars hervorbringen kann: International Pony und Mouse on Mars.

In den Clubs und Kellern geht es ebenfalls heiß her während der c/o pop. Eine der Kernveranstaltungen nennt sich Deutschlandreise: In zehn verschiedenen Clubs präsentieren sich am 13.8. die 20 angesagtesten Elektrolabels Deutschlands. Per Shuttlebus kann die ganze Nacht lang ausgiebiges Clubhopping betrieben werden. Weniger um den Partykick als um schöne Töne geht es während der Civilisation of Love in der Herz-Jesu-Kirche (19.-21.8.). Acts wie Donna Regina, Jan Jelinek und Markus Güntner bringen ein wenig Besinnlichkeit in den Exzess.

Bei der c/o pop wollen alle dabei sein, deswegen verzichten die meisten Clubs auf das Sommerloch und stellen ein hochkarätiges Programm auf die Beine. Ganz klar: Wer im August in den Urlaub fährt, ist selbst schuld!

Alle Termine unter www.c-o-pop.de