Bienen versüßen Umweltgifte

Der Flughafen Köln-Bonn setzt Bienen ein, um die Schadstoffbelastung durch Flugzeuge zu messen. Der geerntete Honig wird im Labor analysiert. Überraschendes Ergebnis: Offenbar ist alles sauber

Von Christiane Martin

Fliegen ist schön. Fliegen geht schnell. Und neuerdings ist es auch noch preiswert. Schmutz und Lärm, die dabei verursacht werden, geraten bei den verlockenden Angeboten der Airlines schnell in Vergessenheit. Nur wenige Umweltbewusste heben den Zeigefinger und verweigern sich dem schnellen Fortkommen. Und höchstens Anwohner von Flughäfen und Einflugschneisen beschweren sich über Lärm- und Schadstoffbelastung. Zu Unrecht, wie der Flughafen Köln-Bonn jetzt versucht nachzuweisen, zumindest was die Schadstoffe anbelangt.

Seit April diesen Jahres werden auf dem Flughafengelände vier Bienenvölker gehalten, die den Schadstoffausstoß der startenden und landenden Flugzeuge überwachen sollen. Biomonitoring heißt dieses Verfahren, bei dem lebende Organismen eingesetzt werden, um Schadstoffverbreitung nachzuweisen. Die Bienen eignen sich dafür sehr gut, da sie Pollen und Nektar sammeln und so Umweltgifte, die über den Boden in die Pflanzen gelangen können, aufnehmen und im Honig ablagern.

Bruno Vester betreut für die Flughafengesellschaft die gelb-schwarz uniformierten „Umweltpolizisten“. Er ist Imker und hat bereits zweimal in diesem Jahr bei den Flughafenbienen Honig geerntet. „Die Ausbeute war sehr gut. Immerhin 80 Kilogramm Honig konnten wir gewinnen“, freut sich der 61-Jährige. Ein Teil davon wird als Probematerial für Laboruntersuchungen genutzt.

Das im bayerischen Zirnsdorf ansässige Umweltanalyse-Institut Orga Lab analysiert den Honig und auch das Wachs vom Köln-Bonner Flughafen. Vor allem auf den als typisch verkehrsbedingt geltenden Substanzen wie Schwermetallen und aromatischen Kohlenwasserstoffen liegt das Augenmerk.

Doch bis jetzt konnte kaum eines der Gifte nachgewiesen werden. „Wir sind selbst erstaunt über die Ergebnisse“, sagt Volker Liebig, Geschäftsführer von Orga Lab. Die Honigproben hätten keine der fraglichen Kohlenwasserstoffe enthalten und nur geringe Spuren von Schwermetallen. Der Honig ist uneingeschränkt genießbar, lautet das Urteil des Umweltanalyse-Labors.

Ist Fliegen also doch sauber? Die Flughafengesellschaft zumindest hält sich an die Grenzwerte, und so lange die nicht überschritten werden, ist alles im „grünen“ Bereich. Besorgten Anwohnern will Martin Partsch, Leiter der Fluglärmstelle am Köln-Bonner Airport, jedenfalls mit Hilfe der Bienen den Wind aus den Segeln nehmen.

„Die Bienen beweisen, dass hier vor Ort auf dem Flughafengelände Luft, Boden und Wasser nicht schädlich belastet sind“, sagt Partsch. Dann könne in weiterer Entfernung auf den Grundstücken der Anwohner erst recht keine durch den Flugverkehr entstehende Schadstoffbelastung auftreten.

Ob sich die Anwohner diesen süßen Honig ums Maul schmieren lassen, bleibt abzuwarten. Das angewendete Biomonitoring-Verfahren zeigt schließlich nur, dass die Schadstoffkonzentration so gering ist, dass keine Akkumulation im Honig erfolgt oder dass sie unter den Grenzwerten liegt. Gänzlich sauber können weder der Honig noch das Fliegen sein.