„Endlich zum Leben erwecken“

Der neue Geschäftsführer des Potsdamer Kulturzentrums Waschhaus, Wilfried Peinke, will endlich loslegen – doch noch streitet er mit der Stadt um die nötigen Zuschüsse

WILFRIED PEINKE, 59, ist der neue Geschäftsführer des Waschhauses. Zuletzt war er Verwaltungsdirektor des Theaters in Schwedt.

taz: Herr Peinke, die Stadt Potsdam hat im November die Waschhaus gGmbH als neuen Betreiber des Kulturzentrums vorgestellt. Aber Sie sind noch immer nicht im Amt. Warum?

Wilfried Peinke: Die neue gGmbH hat vier Gesellschafter, und deren Eintragung in das Handelsregister ist noch nicht bestätigt. Zudem ist der Betreiber-Vertrag zwischen der Stadt und uns noch nicht fertig ausgehandelt. Deshalb sitze ich quasi illegal auf dem Geschäftsführersessel. Der gehört eigentlich noch dem Insolvenzverwalter.

Welche Punkte des Vertrags sind umstritten?

Die Stadt will mir bis ins Detail vorschreiben, was ich machen soll. Wahrscheinlich eine Folge der Insolvenz des Waschhaus-Vereins. Damals wurde der Stadt mangelhafte Kontrolle von Steuergeldern vorgeworfen. Aber das geht rein rechtlich gar nicht. Besser wäre es, wenn sie einfach festlegt, was nicht gemacht werden darf: beispielsweise eine Pornomesse. Und wir diskutieren noch über die Finanzierung. Wir brauchen mehr Geld, um unser Konzept umsetzen zu können.

Für wann ist der offizielle Start bei Ihnen geplant?

Ich hoffe, wir fangen am 1. März an.

Neuer Anfang mit altem Personal. Der Vorstand des ehemaligen Waschhaus e. V. und Geschäftsführer Michael Wegener sollen für die Insolvenz im vergangenen Jahr verantwortlich gewesen sein. Warum übernehmen Sie ehemalige Vorstandsmitglieder?

Soweit ich weiß, gibt es von Stadt und Land als Fördermittelgeber keine Strafanzeige wegen Veruntreuung von Geldern. Weder gegen Herrn Wegener, der entlassen wurde, noch gegen die ehemaligen Vorstandsmitglieder. Nach meinen Informationen wurden die 200.000 Euro Schulden seit Mitte der Neunziger vor sich her geschoben. Irgendwann haben sie dann den Überblick verloren. Inhaltlich machen diese Leute eine sehr gute Arbeit. Und für das Finanzielle bin ja jetzt nur noch ich als neuer Geschäftsführer zuständig.

Was werden Sie ändern?

Das alte Konglomerat aus Waschhaus, Gastronomie und Promotion haben wir komplett aufgegeben. Daher kamen auch die Probleme mit der Gemeinnützigkeit und der Überschuldung im letzten Jahr. Wir konzentrieren uns nur noch auf die Vermittlung von Kultur, also kulturelle Veranstaltungen, Musik, bildende Kunst und Tanz. Die gastronomische Versorgung wird verpachtet.

Die Stadt Potsdam hat 90 Millionen Euro in die Sanierung der Schiffbauergasse investiert, doch bis heute fehlt ein Marketingkonzept. Viele sprechen von einem totsanierten Standort. Sie auch?

Tagsüber sieht man hier wirklich kaum Menschen. Deshalb müssen einfach alle Kulturanbieter zusammenarbeiten. Es fehlt nicht an kreativen Köpfen, sondern an einer Bündelung der Ideen. Warum gibt es hier keine vielfältige Straßengastronomie, Feriencamps oder Tagesangebote für junge Menschen? Warum müssen Gäste fürs Parken bezahlen? Es gibt so viel Platz und keine Anwohner, die geschützt werden müssen. Es ist schade um diesen einzigartigen Kulturstandort in Potsdam. Er muss endlich zum Leben erweckt werden.

Das Potsdamer Waschhaus in der Berliner Vorstadt ist eines der größten soziokulturellen Jugendzentren der Landeshauptstadt. Die Angebote reichen von der einfachen Disko bis hin zur bildenden Kunst. Von 1993 bis 2008 wurde die ehemalige Königliche Garnisons-Dampfwaschanstalt von einem Verein betrieben, der im vergangenen Jahr Insolvenz anmeldete. Nach einem Ausschreibungsverfahren wurde der Betrieb zum 1. 1. 2009 der Waschhaus Potsdam gGmbH übertragen, die vier Gesellschafter hat, darunter die Diakonie Potsdam. ZIEG

Im November beteuerte die Stadt, dass die jährliche Fördersumme fürs Waschhaus von 300.000 Euro nicht erhöht wird. Sie fordern 100.000 Euro mehr. Ist die Öffentlichkeit getäuscht worden?

Nein. Die 100.000 Euro standen schon als Forderung in unserem eingereichten Konzept. Dass die Stadt damals nichts gesagt hat, ist nicht unsere Schuld. Aber ohne das Geld können wir die Angebote des Waschhauses weder halten noch ausbauen.

Die Stadt hat nun beschlossen, die Fördersumme für den Kulturstandort Schiffbauergasse, zu dem auch Sie zählen, um 210.000 Euro pro Jahr anzuheben. Wie viel bekommen Sie davon ab?

Ich habe davon nur aus der Presse erfahren. Mir persönlich hat noch niemand etwas gesagt. Das Geld muss ja zudem auf drei Kulturangebote aufgeteilt werden: Waschhaus, T-Werk und Fabrik. Wer wie viel bekommt, ist noch offen. INTERVIEW: CARL ZIEGNER