Polizei bremst jugendlichen Schwung aus

Weit reichende Bedenken gegen ein Skater-Projekt auf dem Bahnhofsvorplatz. Vorbereitungen waren bereits gediehen

Bremen taz ■ Noch ist das Projekt nicht beerdigt, aber das Grab ist schon ausgehoben. So steht es um das geplante Jugendareal auf dem leerstehenden Bahnhofsvorplatz. Die Polizei gab in einer Besprechung zu bedenken, dass es sich hier um einen Kriminalitässchwerpunkt handle, der für eine Skater-Anlage, wie sie dort unter anderem geplant war, nicht geeignet sei. Die Kritik, so der Sprecher des Bauressorts, sei so grundsätzlich, dass man zurzeit an der Idee nicht festhalten könne. Wie es nun weitergeht, soll sich klären, wenn Bausenator Jens Eckhoff (CDU) am Montag aus dem Urlaub zurückkehrt.

Für den Ideenspender Ulrich Barde, Leiter des Sportgartens in der Pauliner Marsch, kommt die Absage überraschend: „Immerhin planen wir schon seit ein paar Monaten. Für die Jugendlichen, die sich dafür viel Zeit genommen haben, wäre es enttäuschend, wenn ihre Mühe umsonst gewesen wäre.“ Sonnenklar für Barde ist aber auch: „Man kann ein solches Projekt nicht gegen, sondern nur mit der Polizei machen.“

Gemeinsam mit einer Gruppe Jugendlicher hat Barde im Sommer Städte wie Barcelona, Bordeaux und Lyon besucht, wo es längst solche innerstädtischen Sport- und Skaterplätze gibt. Auch Gestaltungsideen lagen schon vor. „Eine Idee war, Objekte bei Bremer Unternehmen zu suchen, auf denen man sitzen und skaten kann. Bei den Flugzeugbauern zum Beispiel oder den Stahlwerken“. Ihm, der sich als Pädagoge für einen jugendgerechteren öffentlichen Raum einsetzt, leuchten die Argumente der Polizei nur teilweise ein. „Es kann nicht gut sein, das Bahnhofsumfeld sich selbst zu überlassen und gar nichts zu machen. Im übrigen halten sich jeden Tag Jugendliche dort auf.“

Die Innenbehörde aber bleibt dabei: Die ganze Szenerie könne durch eine Skater-Anlage aus dem Gleichgewicht geraten, so Dirk Hoffmann, Mitarbeiter des Innenressorts. Die Polizei fürchtet, dass zusätzliche Aufenthaltsmöglichkeiten am ehesten die aus ihrer Sicht problematische Klientel am Bahnhof anlocken könne. „Außerdem haben wir in unmmittelbarer Nähe eine Skate-Anlage“, erinnert Hoffmann an die Halfpipe am Kulturzentrum Schlachthof.

Dort sähe man eine Anlage auf dem Bahnhofsvorplatz nicht als Konkurrenz. „Es würden ja ohnehin erst die etwas älteren dort hingehen“, gibt Matthias Otterstedt zu bedenken. Für ihn bestünde der Reiz eines solchen Projekts gerade in der offenen und publikumsstarken Örtlichkeit. Ob eine neue Anlage von Jugendlichen angenommen und bevölkert werde oder verwahrlose, hinge mit der Qualität und Pflege der Anlage zusammen. Da aber, so Otterstedt, sei dem Sportgarten viel zuzutrauen. hey