Kerngeschäftig

Regionalligist Holstein Kiel gibt sich ökonomisch: Gegen Leverkusen verliert man mühelos mit 1:3, um sich besser auf den Liga-Alltag zu konzentrieren

Wenn wir danach nicht wieder La Paloma spielen gewinnen wir mit 6:0

aus KielMATTHIAS ANBUHL

Die Spiele im DFB-Pokal sind für Holstein Kiel kleine Festtage. Kamerateams rücken an, Journalisten kommen, sogar das unwirtliche Holstein-Stadion ist proppenvoll. 9.450 Zuschauer verfolgten das DFB-Pokalspiel gegen Bayer Leverkusen. Und selbst die schmeichelhafte 1:3-Niederlage gegen den Erstligisten schien den Kieler Anhang nicht zu schmerzen. „Diese Partie war für uns ein tolles Happening. Für 90 Minuten spielte unser kleiner Verein auf der ganz großen Fußballbühne“, sagte Holsteins Vorsitzender Dr. Sven Jacob.

Ohnehin plagen Holstein Kiel zurzeit andere Sorgen. Der Saisonstart in die Fußball-Regionalliga wurde gründlich verpatzt. Mit großen Erwartungen war der Club in die neue Spielzeit gestartet, nun rangiert Holstein nach fünf Partien mit vier Punkten auf Platz 14. Wie im vergangenen Jahr droht den Kielern der Abstiegskampf. „Wir müssen uns voll auf unser Kerngeschäft konzentrieren – und das ist die Regionalliga. Die Partie gegen Bayer Leverkusen war nur eine nette Abwechslung“, meinte Holsteins Trainer Hans-Werner Moors. Folgerichtig verzichtete Kiels Coach gegen Leverkusen eine gute Stunde lang sogar auf seinen besten Stürmer – Daniel Teixeira.

Trotzdem spielte Holstein gegen Bayer engagiert, hielt bis zur Halbzeit ein 0:0. Das Remis zur Pause verdankten die Kieler allerdings der Leverkusener Abschlussschwäche. Allein Robson Ponte (31., 33., 35.) vergab gleich drei große Torchancen. Erst in der zweiten Hälfte nutzte Bayer seine Möglichkeiten. Oliver Neuville (57.) und schließlich Ponte (60.) trafen zum 2:0. „Wenn unsere Mannschaft danach nicht wieder La Paloma spielt und dickste Chancen auslässt, gewinnen wir hier mit 6:0“, schimpfte Leverkusens Manager Reiner Calmund hinterher.

Wegen Leverkusens Leichtsinn blieben Holstein Kiel am Ende sieben Minuten Hoffnung auf die Pokalsensation, als Daniel Teixeira (74.) Kiels erste Torchance zum Anschlusstreffer nutzte. „Etwas Glück, und wir retten uns in die Verlängerung“, sagte Hans-Werner Moors später. Holsteins Hoffnungen endeten aber mit dem 3:1 durch Oliver Neuville (81.). Nicht unverdient, wie auch Moors einräumte: „Klar haben wir heute einen Klassenunterschied gesehen. Irgendwo muss ja die Differenz zwischen Regionalliga und Bundesliga erkennbar sein.“

Nach dem Ausflug auf die große Fußballbühne wartet auf Holstein Kiel nun wieder der Regionalliga-Alltag. Am kommenden Samstag kommt der FC St. Pauli nach Kiel. Für Trainer Hans-Werner Moors ist das der wahre Höhepunkt dieser Woche: „Dieses Spiel ist doch viel, viel wichtiger als unsere Partie gegen Bayer Leverkusen.“