Klimawandel sorgt für Wassermangel in Afrika

Afrika bekommt immer größere Probleme mit der Wassergewinnung. Neue Brunnen senken das Grundwasserniveau, pro Kopf steht immer weniger Süßwasser zur Verfügung. Kölner und Bonner Forscher arbeiten an Modellen für ein Krisenmanagement im Benin und in Marokko.

Neue Brunnen senken das Grundwasserniveau und tragen zur Bodenversalzung bei

Die Verknappung der Süßwasserreserven wird das bedeutendste wasserwirtschaftliche Problem des 21. Jahrhunderts. Peter Speth vom Institut für Geophysik und Meteorologie an der Uni Köln sieht deshalb die nachhaltige Entwicklung vieler Länder gefährdet. In einigen Regionen sind soziale und politische Konflikte um die Ressource Wasser zu erwarten. Mit dem Projekt IMPETUS will Speth einer Problemlösung näher kommen.

Vor allem Afrika bekommt immer größere Probleme mit dem kostbaren Nass. Schätzungen gehen davon aus, dass heute die zur Verfügung stehende Menge an Süßwasser pro Person nur noch ein Viertel derjenigen von 1950 beträgt. Für Nordwest- und Westafrika kommt erschwerend hinzu, dass diese Regionen von einer seit mehr als 30 Jahren anhaltenden Trockenperiode betroffen sind. „Die Lösung derzeitiger und zukünftiger Probleme bei der Wasserversorgung ist nur mit einem interdisziplinären Ansatz Erfolg versprechend“, weiß Speth, der gemeinsam mit den Geographen der Universität Bonn an dem von den Bundes- und Landesforschungsministerien geförderten Projekt arbeitet. Die untersuchten Regionen sind die Flusseinzugsgebiete des Drâa in Marokko sowie des Ouémé in Benin. Ersterer ist typisch für einen Gebirgsfluss nördlich der Sahara, der andere ein repräsentativer Vertreter für die Randtropen südlich der Wüste. Der Rückgang der Niederschlagsmengen, so die Vermutung der Forscher, hat mit komplizierten Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre und Ozean zu tun. Anzeichen eines folgenschweren Klimawandels, die seit den 70er Jahren zu beobachten sind. Vor diesem Hintergrund stellt die Entwicklung eines nachhaltigen Wassermanagements vor allem in Marokko eine besondere Notwendigkeit dar.

Dort erodiert der ausgetrocknete Boden, der Mensch trägt seinen Teil dazu bei. So ist ein steigender Pro-Kopf-Verbrauch von Wasser, die zunehmende Individualisierung von Zugangsrechten und damit verbunden eine Umstrukturierung lokaler Hierarchien zu beobachten. Die Siedlungen werden immer verstreuter, die Nutzung der traditionellen Bewässerungskanäle Suagi, die sich in Kommunalbesitz befanden, geht zurück. Stattdessen werden teure, das Grundwasserniveau senkende und zur Bodenversalzung beitragende Brunnen gebohrt. Durch die Gelder, die von den Migranten in ihre Heimatdörfer zurückfließen, beschleunigt sich der Prozess technologischer Innovation.

In dem auf insgesamt acht Jahre angelegten Projekt geht es um das Aufzeigen konkreter Wege wie die Resultate der Wissenschaft auch umgesetzt werden können. Politikern und internationalen Organisationen will man Daten und Analysen zur Verfügung stellen, die ein nachhaltiges Ressourcen-Management ermöglichen – das so genannte „Decision Support System“. Schon eine optimale Auswahl von Anbauprodukten etwa könnte die Situation mancherorts entspannen. In Benin stellt weniger der Mangel an Wasser, als vielmehr der Zugang zu sauberem Trinkwasser ein Problem dar. 70 Prozent der bisher untersuchten Brunnen sind verseucht. Gegenwärtig wird eine Methode zur Sanierung mit dem Desinfektionsmittel Chlordioxid erprobt, um zukünftig auf eine Interventionsmaßnahme für kontaminierte Quellen zurückgreifen zu können.

Die massive Ausweitung der landwirtschaftlichen Nutzfläche hat zu Entwaldung und Wüstenbildung am Oberlauf des Ouémé geführt. Zwischen 1991 und 2000, haben die Forscher berechnet, wuchs die Ackerfläche mittels Abholzung dichter Wälder um rund 15 Prozent. Eine weitere Konsequenz war ein starkes Bevölkerungswachstum von bis zu 3,5 Prozent im Jahr – mehr als es das empfindliche Ökosystem dort verkraften kann.

Im Oktober 2004 soll ein in Benin veranstaltetes Symposium Lösungswege aus der heraufziehenden Krise vorschlagen. Ein Stopp der Waldrodung gehört ebenso dazu wie der Bau von Klär- und Wasseraufbereitungsanlagen. Auch die immer stärkere Abwanderung aus der betroffenen Region wird thematisiert. HOLGER ELFES