Suche nach den Pino-Schecks

Chiles Pinochet-Clan hat Probleme: Der Exdiktator versteckt Schwarzgeld, der Sohn zahlt keine Steuern für den Verkauf gestohlener Autos, Frau Pinochet weiß von nichts

BUENOS AIRES taz ■ Es war noch sehr früh am Dienstagmorgen, als Lucía Hiriart auf den Hof einer Polizeikaserne in Santiago vorgefahren wurde. Ein Ermittlungsrichter hatte die Ehefrau des Exdiktators Augusto Pinochet zu früher Stunde vorgeladen, um Aufsehen zu vermeiden. Der Richter erhoffte sich von ihr Auskunft darüber, woher die vier bis acht Millionen Dollar stammen, die Pinochet zwischen 1996 und 2002 auf die Riggs-Bank in New York überwiesen hatte.

Die dunklen Finanztransaktionen des Exdiktators brachte kürzlich ein Untersuchungsausschuss des US-Senats ans Licht. So wurde auch bekannt, dass das versteckte Konto nicht nur auf den Namen von Augusto Pinochet geführt wurde, sondern auch auf den seiner Frau.

Drei Stunden lang verhörte der Richter Hiriart, doch schon zuvor hatten ihre Anwälte jede Hoffnung auf neue Details gedämpft: „Ich habe mit ihr darüber gesprochen und sie hat sehr wenige Hinweise darüber, weil diese Dinge von ihm direkt betreut wurden, deshalb tappen wir in dieser Angelegenheit im Dunkeln“, sagte vor wenigen Tagen Pablo Rodríguez, Chef des Anwälteteams von Pinochet.

Bis heute hat Pinochet noch nicht einmal den Versuch gemacht zu erklären, woher die Millionen kamen, die er auf der Riggs-Bank gebunkert hatte. War es Schwarzgeld? Kassierte Bestechungsgelder? Oder griff er als Diktator (1973–1990) selbstherrlich in die Staatskasse?

Diese Fragen stellen sich auch Chiles Steuerbehörde und die staatliche Bankenaufsicht. Beide Behörden haben angekündigt, die finanziellen Verhältnisse des Pinochet-Clans zu durchleuchten. So in die Enge getrieben lenkten Pinochets Anwälte vergangene Woche ein. Um den Ursprung des Geldes zu erklären, wollen sie das gesamte Vermögen des Exdiktators durchleuchten.

Doch geschehen ist bislang nichts. Dafür aber ist es Pinochets Verteidigern gelungen, einem anderen Ermittlungsrichter Einblick in das Privatvermögen ihres Mandanten zu verweigern. Ein Richter, der gegen Pinochet wegen der Ermordung zahlreicher Oppositioneller kurz nach dem Militärputsch ermittelt, darf nicht erfahren, wie viel Geld der General a. D. auf seinen Konten angehäuft hat. Dies sei alleinige Sache der Zivilkammer und falle nicht in den Bereich der Strafgerichtsbarkeit, urteilte das Berufungsgericht in Santiago am Montag.

Trotzdem gehen die Ermittlungen über die Pinochet-Millionen weiter. Nach seiner Frau haben jetzt auch seine Söhne Termine beim Richter. Zuerst am Dienstagnachmittag sein ältester Sohn Augusto Pinochet. Der hat inzwischen Routine im Umgang mit der Justiz. Erst am Samstag kam der Diktatorenspross nach zwei Tagen Untersuchungshaft frei unter der Auflage, das Land nicht zu verlassen. Ihm wird vorgeworfen, Rechnungen für den Verkauf gestohlener Autos gefälscht und so den Fiskus um etwa 625.000 Dollar geprellt zu haben.

Die Affären schaden dem Exdiktator, weil sie das von ihm gepflegte Image des unkorrumpierbaren Saubermanns beschmutzen. INGO MALCHER