Stoiber hat sein Traumpaar gefunden

Der CSU-Chef findet die „protestantische Ostdeutsche“ Angela Merkel und den „Junggesellen“ Guido Westerwelle zu schwach für Deutschland. Und lässt anschließend die Gerüchteköche der Christlich-Sozialen dementieren. Die CDU will nix gehört haben

VON SASCHA TEGTMEIER

So deutlich hat Edmund Stoiber (CSU) seinem Unmut über die Möchtegern-Kanzlerkandidatin Angela Merkel (CDU) und ihren Vizekanzler in spe, Guido Westerwelle (FDP), wohl noch nie Luft gemacht. „Die können Schröder und Fischer nicht das Wasser reichen“, soll er laut einem Bericht des Münchner Merkur gesagt haben. Stoiber konnte bei einer Beratung über die Kopfpauschale von CSU-Sozialexperten in der Münchner Staatskanzlei das Wasser nicht halten.

Es sei eine „Fehleinschätzung“ zu glauben, Merkel und Westerwelle seien das „Duo der Zukunft“. Die Union werde es schwer haben, mit einer „ostdeutschen Protestantin und einem Junggesellen aus Bonn“ das bürgerliche Lager zu erreichen, soll Stoiber in dem Kreis seiner Vertrauten hinzugefügt haben. Den Bericht untermauerten gestern Zeitungen mit Aussagen weiterer Konferenzteilnehmer.

Die CSU beeilte sich, den Verbal-Ausrutscher Stoibers zu dementieren. „Das stimmt nicht“, sagte CSU-Generalsekretär Markus Söder gestern im Fernsehen. Natürlich, so mühte sich Söder, wäre die Union mit Merkel eine Regierungsalternative.

Auch die CDU möchte Stoibers Kritik nicht wahr haben – zumindest offiziell. Generalsekretär Laurenz Meyer teilte mit, man habe ihm in München versichert, dass Stoiber das nicht gesagt habe. „Entsprechende Meldungen sind Quatsch“, so Meyer. Solange der CSU-Chef die vermeintlichen Beleidigungen nicht persönlich dementiert, dürften sie jedoch weiterhin hohe Wellen schlagen.

Stoiber diffamiert seine Kollegin der Schwesterpartei in doppelter Hinsicht, indem er sie als „ostdeutsche Protestantin“ bezeichnet. Er bezieht ihr vermeintliches Unvermögen, das „bürgerliche Lager“ zu erreichen, auf ihre Herkunft und Religion. Offensichtlich grenzt sich der katholische Bayer erneut von Merkel ab und eröffnet damit den Kampf um die Kanzlerkandidatur.

Dieser Schritt ist erstaunlich, denn Stoiber hatte in den letzten Wochen andere Signale ausgesendet. „Es gehört zum kleinen Einmaleins guten Benehmens, einer Dame immer den Vortritt zu lassen“, sagte er kürzlich.

Auch auf Westerwelle, den unliebsamen FDP-Chef, schlägt Stoiber ein. Mit dem Attribut „Junggeselle“ spielt er darauf an, dass dieser sich kürzlich als schwul geoutet hatte. Mit seinen darauf folgenden Forderungen für die Rechte Homosexueller hatte Westerwelle nicht nur große Teile der CDU, sondern auch den rechten Flügel seiner Partei vor den Kopf gestoßen.

Stoiber soll weiter gesagt haben, für die Wahl 2006 müsse die „beste Formation“ antreten, um das „bürgerliche Lager“ anzusprechen. Damit bringt er vor allem einen ins Spiel – sich selbst: hetero, verheiratet, bayerisch, katholisch.

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