Todesfälle unter der Lupe

Ermittler untersuchen, ob 25-jähriger Pfleger noch mehr als zehn Patienten in Sonthofener Klinik umgebracht hat

KEMPTEN ap ■ Nach dem Geständnis eines Krankenpflegers, zehn Patienten mit einer Todesspritze umgebracht zu haben, untersucht die Kemptener Staatsanwaltschaft 70 weitere Todesfälle im Sonthofener Krankenhaus. Zwar liege für die 70 Fälle derzeit kein konkreter Tötungsverdacht vor, teilte die Behörde gestern mit. Doch schließen die Ermittler wegen fehlender Medikamente in der Klinik weitere Tötungen des 25-Jährigen nicht aus.

Der Abgleich der Arbeitszeiten mit den Sterbefällen im Tätigkeitsbereich des Beschuldigten sei inzwischen abgeschlossen, erklärte die Staatsanwaltschaft. Die 70 Patienten seien in zeitlicher Nähe gestorben, wenn der 25-Jährige Dienst hatte.

Der Geschäftsführer der Kliniken Oberallgäu, Andreas Ruland, erklärte in der Augsburger Allgemeinen, dass während den Dienstzeiten des 25-Jährigen jedoch keine erhöhte Sterberate festgestellt worden sei. Seinen Angaben zufolge tötete der Pfleger sogar Patienten, die nicht einmal 24 Stunden im Haus untergebracht waren. In dieser Zeit habe er gar kein persönliches Verhältnis zu den Kranken aufbauen können. „Für uns ist er ein Krimineller“, betonte der Geschäftsführer.

Der Pfleger hatte nach seiner Verhaftung am Donnerstag vergangener Woche gestanden, von März 2003 bis Juli 2004 sechs Frauen und vier Männer im Alter von 60 bis 89 Jahren mit Injektionen getötet zu haben. Als Motiv gab er demnach an, er habe das Leid der „dahinsiechenden“ Menschen nicht mehr ertragen können und sie erlösen wollen.