Rotlicht-Chaos zerlegt CDU

Wandsbeks Christdemokraten wollen eigenen Bordell-Verhinderungsbeschluss zurücknehmen und spalten sich dabei in zwei verfeindete Lager. Bezirksamtschefin und Fraktionschef sind blamiert

VON MARCO CARINI

Volle Kraft zurück, das Gaspedal durchgetreten, die Bremse gedrückt – so stellt sich derzeit die Wandsbeker CDU dar, geht es um die Bordellansiedlung in der Angerburger Straße. Nach Bürgerprotesten gegen das Freudenhaus fiel die CDU-Bezirksfraktion Anfang Januar der eigenen Bezirksamtsleiterin Cornelia Schroeder-Piller (CDU) in den Rücken – und beschloss die von ihr in Aussicht gestellte Baugenehmigung zu verhindern.

Nun bringt sie auf der heutigen Bezirksversammlung den Antrag ein, ihren eigenen Beschluss wieder zurück zu nehmen. Und als wäre das Chaos damit noch nicht groß genug, wollen vermutlich vier CDU-Abgeordnete um den Kommunalpolitiker Dennis Timmlau dem eigenen Rückholantrag „aus Gewissensgründen“ nicht zustimmen: Chaos-Tage bei Wandsbeks Christdemokraten.

Grund für die Rolle rückwärts ist eine massive Beschwerde Schroeder-Pillers, die sich durch den Beschluss ihrer Parteifreunde „zu einem nicht rechtmäßigen Handeln“ aufgefordert sieht. Die Bezirksamtsleiterin betont, sie sei rechtlich gezwungen, die Umsiedlung des „Geizhauses“ in die Angerburger Straße und die damit verbundene Nutzungsänderung des Gebäudes zu genehmigen. Deshalb könne sie dem CDU-Votum leider nicht folgen und werde dem Senat die Sache zur Entscheidung vorlegen – ohne Rückhol-Beschluss.

Um die Lokal-Posse nicht auch noch ins Hamburger Rathaus zu bringen, schwenkte CDU-Fraktionschef Eckard Graage auf den Schroeder-Piller-Kurs ein. Und musste prompt feststellen, dass ihm bei der Kehrtwende nur Teile seiner Fraktion folgen – eine Folge der tiefen Spaltung des Wandsbeker CDU-Kreisverbandes insgesamt.

Die Hände reibt sich derweil einigermaßen amüsiert die SPD: Erst die eigene Bezirksamtschefin blamiert, dann den eigenen Fraktionsvorsitzenden düpiert und nun die eigenen Fraktion in zwei Lager zerrissen – die örtliche CDU hat in den vergangenen Wochen ganze Arbeit geleistet.

„Was für ein erbärmliches Schauspiel“, kann da der Wandsbeker SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Jan Balcke seine Schadenfreude über das Schauspiel der christdemokratischen Laienspielschar kaum verbergen. Und freut sich schon sichtlich auf eine anstehende Bezirksversammlung, in der manch Christdemokrat für und mancher gegen den Gegenantrag zum eigenen Antrag stimmt.