daily dope (365)
:

Zehn Minuten waren die Hoffenheimer Fußballprofis Andreas Ibertsberger und Christoph Janker vor ihrer Dopingprobe unbeaufsichtigt. Das ist ein Delikt. Ermittlungen sind im Gang. Sie müssen mit einer Strafe rechnen. Wenn’s dumm läuft, brummen sie ein Jahr ab. Nun fragt sich der unbedarfte Fan von 1899 Hoffenheim, was man denn in zehn popeligen Minuten anstellen kann? Ist das ganze Bohei nicht lächerlich?

„Der Sportler kann in diesen zehn Minuten einiges machen“, sagt Volker Laakmann. Er arbeitet als Geschäftsführer der Firma PWC, die Dopingkontrollen durchführt. Laakmann war früher selbst auf Achse, er hat 50 Sportler zur Urinabgabe gebeten, kann sich aber an kein Vergehen erinnern. Was ist also drin als Schnellmaßnahme gegen einen Positivtest? Der Sportler könnte sich über einen Katheter Fremdurin in die Blase spritzen (lassen). „Das ist klassisch und todsicher“, sagt Laakmann.

Er könnte sich auch ein Penis-Imitat um die Lenden schnallen. „Es gibt zwar eine Sichtkontrolle, aber mittlerweile sind die Dinger täuschend echt“, sagt der Experte. Auch in diesen Imitaten befindet sich Fremdurin. Alternativ könnte sich der Sportler Proteasen, die etwa in Waschpulver enthalten sind, krümelweise unter den Fingernagel schieben und der Probe beimischen. Proteasen verändern die Zusammensetzung des Urins so, dass er unbrauchbar wird. Gute Dopingkontrolleure lassen deswegen ihre Pappenheimer lange und ausgiebig Hände waschen – mit klarem Wasser.

Denkbar ist auch, dass sich „Persil Pearls“ direkt in der Harnröhre befinden. „Jeder Teilschritt könnte vom Sportler zum Betrug genutzt werden.“ Nun ist vorgeschrieben, dass der Urinspender nicht aus den Augen gelassen werden darf. Aufpasser, auch Chaperons genannt, müssen ihn auf Schritt und Tritt verfolgen. Laakmann: „Das hat die kontrolldurchführende Organisation sicherzustellen“, wie der Deutsche Fußball-Bund. Hoffenheim-Coach Ralf Rangnick hat angedeutet, dass man es nicht allzu ernst mit der genauen Umsetzung der Regeln meint. Auch Laakmann glaubt, dem Fußball fehle das Problembewusstsein.

Wie lax es zugeht in der Branche der Ballschieber, das konnte man ja bereits in Sönke Wortmanns „Sommermärchen“ sehen; dort wird Oliver Neuville zur Dopingprobe gebeten. Er füllt sein Becherchen unbeaufsichtigt – ein Verstoß. Und ein gewisser Oliver Kahn hat den Pinkelbecher weiland an die Wand geschmettert. Seine Strafe: ein Spiel Sperre. MARKUS VÖLKER